„Alte Meisterin“: Ein Atelier auf der Bühne sagt wenig über Malerei

Kultur

Sara Ostertag collagiert entlang der Biografie von Maria Lassnig Kritik am Kunstbetrieb. Malerin Eva Beresin malt, Clara Luzia singt.

„Tag des offenen Ateliers“ heißt ein beliebtes Kulturformat in Städten und auch auf dem Lande. Die Selbstdarsteller unter den Künstlern (hier absichtlich nicht gegendert) nutzen die Umwandlung ihrer Arbeitsstätte zur Bühne gern zum Netzwerken und zur Verkaufsanbahnung. In den höheren Rängen des Kunstmarkt-Theaters werden solche „Studio Visits“ gezielt und selektiv vergeben, auf dass sich Sammler gebauchpinselt fühlen. Der „Malerfürst“ Hans Makart hat einst vorgemacht, wie’s geht. 

Maria Lassnig (1919-2014) ließ dagegen nicht so leicht jemanden in ihr Atelier. Dass ihr jemand die Ideen stehlen könnte, war eine ihrer vielen Ängste. Eine weitere war, dass ein unfertiges Bild nach außen gelangen könnte – ein Gräuel! 

Hanna Fasching

Solche Dinge erfährt man in der Kunst-Performance-Musik-Collage „Alte Meisterin“, die Regisseurin Sara Ostertag mit ihrem Kollektiv Makemake Produktionen am Mittwoch zur Uraufführung brachte. Die Bühne des Wiener Kosmos Theater wurde dafür zum offenen Atelier – am Werk ist bei dem Stück allerdings die Malerin Eva Beresin, die kein Problem hat, sich bei ihrer virtuosen Schnellmalerei über die Schultern schauen zu lassen.

Wie Kunst entsteht

Die aus Ungarn stammende Malerin, die erst kürzlich den Sprung zu internationaler Anerkennung schaffte und jüngst mit einer Albertina-Schau bedacht wurde, nutzt Motive Lassnigs als Ausgangspunkte für Bilder. Sie bemalt auch die Akteurinnen Veronika Glatzner und Clara Liepsch und an einem Punkt sich selbst. Was unweigerlich die Frage aufwirft, worum es eigentlich geht: Um Lassnig? Um Beresin? Um den künstlerischen Prozess? 

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Die Antwort lautet „alles und noch mehr“, und das ist auch ein wenig das Problem des Abends: Denn Formate und Formen, die alle eigenen Gesetzmäßigkeiten folgen, werden von Ostertag und ihrem Team aufgeschichtet, ohne dass das Übereinander zwingend zu einem erhellenden Ineinander gerät. 

Marginalisierung

Da ist die oft gehörte Klage über die Marginalisierung von Frauen in der Kunstwelt. Dann die Aneinanderreihung von Anekdoten über Lassnig, die über ihre schrullige und schwierige Persönlichkeit Auskunft geben, aber nicht erklären, warum sie eine der größten Künstlerinnen ihrer Zeit war (dass die Biografisierung und Anekdotisierung überproportional oft in der Kunstgeschichtsschreibung über Frauen zum Einsatz kommt, verdient überhaupt gesonderte Beachtung – sie könnte Teil des Problems sein.) 

Es ist dabei nicht so, dass Facetten des Abends nicht schillern würden: Liepsch etwa spielt einen Disput Lassnigs mit dem Super-Kurator Hans Ulrich Obrist hinreißend durch, die Fotografin Apollonia T. Bitzan, die teils als sie selbst, teils als Lassnig und als deren Leibfotograf Sepp Dreissinger zu agieren scheint, bringt eine zusätzliche Ebene realer und gedachter Bilder ein. 

Dazu singt noch Songwriterin Clara Luzia, sie hat etwa die autobiografische „Lassnig Kantate“ neu vertont. Doch die Gefäße kommunizieren nicht. Und so ist es letztlich am schönsten, Eva Beresin beim völlig ungerührten Malen zuzuschauen. Die Bilder werden bleiben, nach Ende der Vorstellungsreihe soll es eine Ausstellung geben. 

Bis 30. 10. www.kosmostheater.at

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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