Der Gebäudekomplex soll saniert und vielfältig bespielt werden: Ein All-Star-Kuratorium beurteilt künftig Projekteinreichungen
Kaum ein anderer lavierte sich so geschickt durch die Staatsformen des 20. Jahrhunderts wie Gustinus Ambrosi: Von Kaiser Franz Josef erhielt er ein Staatsatelier auf Lebenszeit in Wien, später arbeitete er im Auftrag des Ständestaats wie des Dritten Reichs, in der Zweiten Republik schuf er die Büsten aller namhaften Politiker von Julius Raab über Leopold Figl bis Adolf Schärf.
Und er residierte am Rande des Augartens. Denn 1951 hatte der Ministerrat beschlossen, für den Bildhauer ein Museum samt Wohn- und Ateliertrakt zu errichten. Der Komplex entstand 1953 bis 1957. Ambrosis Ansinnen, nach seinem Suizid 1975 präsent zu bleiben, erfüllte sich aber nicht: Das Belvedere betrieb das Atelier Augarten eher lustlos. Direktorin Agnes Husslein versuchte in den 2000er-Jahren eine Wiederbelebung, 2012 mietete sich Francesca Habsburg für fünf Jahre mit ihrer Stiftung Thyssen Bornemisza Art Contemporary (TBA21) ein.
Seit 2018 sucht die für die Immobilie zuständige Burghauptmannschaft recht verzweifelt nach neuen Nutzern. Da gab es auch eher unschöne Situationen: Das Koproduktionshaus Brut z. B. wollte sich das Areal nicht mit dem Verein bucharischer Juden teilen. 2023 quartierte sich Foto Wien ein, 2023 die Kyiv Biennale, seither steht das Ensemble leer. Denn die Akademie der bildenden Künste legte ihre Idee eines Ausstellungsbetriebs ad acta.
Reinhold Sahl, der Burghauptmann, sucht nun nicht mehr nach dauerhaften Mietern: Er will aus dem Atelier Augarten nach der anstehenden Sanierung – die Pläne sind ausgereift, die Kosten liegen bei zwei bis fünf Millionen Euro – ein Kulturzentrum mit wechselndem Programm machen. Wer will, kann sich einmieten. Denkbar sind Ausstellungen, Aufführungen, Lesungen, Symposien und leise Konzerte, denn in der Nachbarschaft läuft man gegen Lärmbelästigung nach 22 Uhr Sturm.
Skulpturen im Park?
Um ein gewisses Niveau zu garantieren, verpflichtete man Danielle Spera: Die ehemalige Direktorin des Jüdischen Museums stellte eine Art All-Star-Kuratorium zusammen – mit Künstlerin Eva Schlegel, Ex-Burg-Direktorin Karin Bergmann, Musikkurator Edek Bartz und Genetiker Markus Hengstschläger. Das Team soll die Einreichungen beurteilen, zur Verfügung stehen größere und kleinere, künftig getrennt begehbare Räumlichkeiten.
Thomas Trenkler
Reinhold Sahl (l.) und das Kuratorium: Karin Bergmann, Eva Schlegel, Markus Hengstschläger, Danielle Spera und Edek Bartz
Mit dabei ist auch Sängerin Timna Brauer, die aus Werken aus dem Nachlass ihres 2021 verstorbenen Vaters eine Arik-Brauer-Lounge gestalten will. Spera würde zudem gerne Skulpturen des Phantastischen Realisten im Außenbereich aufstellen.
Wann mit der Sanierung begonnen werden kann, hänge, so Sahl, vom nicht feststehenden Budget ab. Aber zumindest die Bespielung startet im Frühjahr – unabhängig von den Bauarbeiten. Und es soll auch wieder eine Gastronomie geben. Projekteinreichungen sind an die Burghauptmannschaft zu richten.
Source:: Kurier.at – Kultur