Die Sopranistin begeistert in Robert Schumanns „Das Paradies und die Peri“, konzertant aufgeführt, im Theater an der Wien
Von: Susanne Zobl
Müßig darüber nachzudenken, wie Christof Loy „Das Paradies und die Peri“ von Robert Schumann gezeigt hätte. Denn wegen der nicht abgeschlossenen technischen Arbeiten gibt es noch keine szenischen Aufführungen im Theater an der Wien. Geplante Produktionen finden nur einmal konzertant statt. Kein echter Verlust in diesem Fall. Denn Schumann hat die Vertonung von Thomas Moores Versepos „Lalla Rookh“ als „neues Genre für den Concertsaal“ konzipiert.
Im Zentrum steht die Peri, eine Fee aus der persischen Mythologie. Die will in den Himmel, darf aber nicht. Warum wird nicht erklärt. Nur mit der richtigen Opfergabe kann sie die Pforten öffnen.
Elsa Dreisig verkörpert diese Peri. Mit ihrer gleißend hellen Sopranstimme überstrahlt sie alle. Makellos schön, innig, wahrhaftig intoniert sie ihre Partie. Sie ist diese Fee, die naiv durch Kriegsgebiete zieht, durch das von der Pest verseuchte Ägypten und endlich in den Tränen eines reuigen Sünders die richtige Gabe für den Himmel findet. Ihre hohen Töne sind von einer natürlichen Leichtigkeit, ihre Ausbrüche der Freude, wenn sie das Paradies erreicht und ihre Erlösung bejubelt, kommen ihr aus der Seele.
Singender Fels
Sophie Rennert wirkt als Engel neben Dreisigs elektrisierender Fee wie ein singender Fels. Sie changiert zwischen Mitleid, Warmherzigkeit und Unerbittlichkeit. Ihr schön timbrierter Mezzosopran verfügt über Spannkraft und ein warmes Timbre. Werner Güra intoniert den Part des Erzählers mit Ausdruck, sein Tenor hat auch über die Jahre sein einnehmendes Timbre bewahrt. Daniel Schmutzhard gestaltet die Partie des reuigen Sünders exzellent. Im Pianissimo agiert er an der Grenze zum Flüstern. Dieser Sänger weiß, wie man ein Publikum bewegt. Die übrigen Solisten, Sopranistin Sarah Defrise, Tenor Cameron Becker, Bass Levente Páll ergänzen das Ensemble nach ihren Möglichkeiten.
Giedrė Šlekytė führt das ORF Radio-Symphonieorchester und den sehr schlank klingenden Arnold Schoenberg Chor präzise. Man kann ihr zusehen, wie sie jede Nuance zum Klingen bringen will. Sie generiert beklemmende Passagen. Dass Schumann nicht zum Kernrepertoire dieses Orchesters zählt, kann sie nicht ausgleichen. Aber sie weiß, wie man Spannung aufbaut. Manche Passagen wirken so verzögert, so getragen, dass das an die Schmerzgrenze reicht. Hier ersetzt das musikalische Drama das szenische. Viele Bravos.
KURIER-Wertung: 3 1/2 Sterne
Source:: Kurier.at – Kultur