„Blitz und Donner“ im Odeon: „Meine Nerven zittern, die Kraft verlässt mich …“

Kultur

„Blitz und Donner“ erzählt von Johann Strauss‘ Liebe zur Russin Olga Smirnitskaja

von Susanne Zobl

Wie oft lässt sich von einer Aufführung berichten, dass sie tatsächlich in eine andere Welt führt, dass sie noch lange nachwirkt, nachdem man das Theater verlassen hat?

Eine solche Produktion ist im Odeon zu erleben. „Blitz und Donner“, so der Titel, der auch darauf hinweist, dass Strauss sich vom Wetter inspirieren ließ, erzählt in 80 Minuten von Johann Strauss„ passionierter Liebe zur Russin Olga Smirnitskaja. Roland Geyer, der Intendant des Strauss-Festjahres, hat dafür drei tolle Künstlerinnen zusammengeführt. Die Komponistin Johanna Doderer, die Schriftstellerin Milena Michiko Flašar und die Regisseurin Jacqueline Kornmüller. Worum geht“s? In den 1850er Jahren war Strauss mehrere Sommer in Pawlowsk, der Residenz des Zaren, engagiert. Dort begegnete er der jungen, adeligen Komponistin Olga Smirnitskaja.

Er soll sogar ein Stück von ihr instrumentiert haben. Doch dabei ist es nicht geblieben. Hundert Briefe, die Strauss dieser jungen Frau geschrieben hat, bezeugen seine Liebe. Der Musikhistoriker Thomas Aigner hat sie in der Wiener Rathausbibliothek entdeckt. Sie sind die Basis für Kornmüllers Stück. Flašar imaginierte Olgas Antworten, die bis dato nicht gefunden wurden. Kornmüller verbindet Sachlichkeit mit echtem Theaterzauber. Christian Nickel zeigt Strauss (hier ohne Bart) als geplagten, ruhelosen Künstler, der mit der Liebe zu einer Frau konfrontiert ist, die er nicht ausleben darf, dazu kommt noch die falsche Diagnose, dass er nur noch zwei Jahre zu leben hätte. Wenn Nickel Sätze wie „Meine Nerven zittern, die Kraft verläßt mich“, aus Strauss“ Briefen zitiert, lässt er authentisch die Not dieses Künstlers spüren. Mara Romei zeigt Olga mit kühler Anmut. Peter Wolf, Kornmüllers Dramaturg und Produzent bei ihrer Truppe „wenn es soweit ist“, ergänzt als kommentierender Historiker. Ein Tanzensemble komplettiert dezent stimmig. Das Faszinierende ist Doderers Musik. Sie generiert aus Strauss“ Kompositionen magische Klänge für drei Streicher, Klarinette und Horn. Dieser Soundtrack schmiegt sich an die Texte, umgibt das Geschehen wie eine Art Schutzhülle aus Klängen. Sascha Mosers Videos mit Kat Menschiks Illustrationen fügen sich als weitere Kunstwerke in die zurecht bejubelte Produktion.

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KURIER-Wertung: 5 von 5 Sternen

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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