Brezina schrieb Strauss-Krimi: „Den Walzerkönig links liegenlassen“

Kultur

Thomas Brezina holt in seinem neuen Buch „Aus für Strauss“ den Komponisten ins Zentrum eines Verbrechens. Und spricht über Österreich-Klischees, Melancholie und das Neujahrskonzert.

Es ist ein glanzvoller und jedenfalls auch kostspieliger Moment, um Opfer eines Verbrechens zu werden: Ausgerechnet das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker im Musikverein, das nicht eben für billige Tickets bekannt ist, wird in Thomas Brezinas Krimi „Aus für Strauss“ für die Assistentin eines weltbekannten Strauss-Forschers zum Horrortrip.

Das Verbrechen hat, wie die Journalistin Allegria nach und nach herausfinden wird, weniger mit dem Klassik-Event zu tun als mit dem Komponisten selbst. Denn Brezina, längst nicht mehr „nur“ als megaerfolgreicher Kinderbuchautor bekannt, spannt in dem Buch zum Strauss-Jahr 2025 einen Bogen aus der Gegenwart zurück ins Leben von Johann Strauss, konkret ins Jahr 1878, noch konkreter an den Tag, als der Komponist seine erste Frau Jetty verlor und danach in die Kritik geriet, weil er nicht zum Begräbnis kam. Auf 480 Seiten führt Brezina Fährten aus dem Einst und dem Jetzt zu einem flotten Strauss-Krimi zusammen (siehe Kasten unten).

Zu dem Teil der Bevölkerung, der beim Hören von Strauss-Musik selbst Mordgelüste kriegt, gehört Brezina aber nicht, wie er im KURIER-Gespräch versichert: „Nein“, lacht er, „natürlich ist die Musik bei uns überstrapaziert. Aber ich finde in ihr ein Lebensgefühl und eine Lebenslust, die ich schätze“. Beim Schreiben hat er sich zwar nicht mit Strauss dauerberieselt, aber doch punktuell Musik gehört, die mit seinen Recherchen zu tun hatte. „Mich interessiert das Gefühl der Zeit und das Gefühl, das seine Musik damals ausgelöst hat. Mich haben an Strauss nicht so sehr die historischen Fakten interessiert als der Mensch“, sagt Brezina.

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cover

Thomas 
Brezina:
„Aus für Strauss“
edition a.
480 Seiten.
25 Euro   

Unsicherer Mensch

Was ja gerade bei so klischeeverbrämten Komponistenfiguren eine gar nicht so einfache Frage ist: Wie war er denn als Mensch, der Herr Strauss? „Also wer glaubt, das war der perfekte Walzerkönig, dem kann ich nicht zustimmen“, sagt Brezina. „Das war eine perfekte Inszenierung. Sicher ist aber auch: Er hat eine wirklich unglaubliche Leidenschaft für das Komponieren gehabt, einen riesigen Schaffensdrang. Die ganze Familie war ein geniales Musikunternehmen – und er war, denke ich, ein sehr, sehr unsicherer Mensch. Er hat den Erfolg gesucht, vor allem als Zuspruch aus seiner näheren Umgebung. Das hat ihm sehr, sehr viel bedeutet.“

Der Erfolg war ja immenser, als man sich heute vor Augen führt – etwa bei seiner US-Tournee, oder? „Bei allem Respekt für Falco, aber ,Rock Me Amadeus‘ war nichts gegen das, was der Herr Strauss in Amerika ausgelöst hat“, sagt Brezina. „Es muss sich ja unglaublich abgespielt haben. Johann Strauss war ein Superstar. Die ,Fledermaus‘ ist zwei Jahre nach ihrer Uraufführung in Australien aufgeführt worden. Das muss man mal schaffen!“ Bei einer Lesereise in China – wo Brezina mit seinen Büchern selbst ein großer Star ist – habe er einmal CDs vom Neujahrskonzert als Gastgeschenk mitgebracht. „Mit keinem anderen Geschenk habe ich je solche Begeisterungsstürme ausgelöst. Strauss-Musik hat eine ganz spezielle Bedeutung. Es ist ganz anders als Beethoven oder Mozart.“

Der Blick von außen ist hier lohnend. Denn das, was in Österreich …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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