Buchtipps für Weihnachten – Klassiker unterm Christbaum

Kultur

Wiederentdeckungen zum Verschenken? Könnte gut sein, dass Sie sie behalten wollen

Von Barbara Beer, Christina Böck, Martin Grabner, Georg Leyrer und Nina Oberbucher

Was gab’s 2024 für großartige Neuerscheinungen! Die Liste der persönlichen Lieblingsbücher ist lang – vom neuen Christoph Ransmayr über Samantha Harveys Booker-Preis-gekrönten Weltall-Roman „Umlaufbahnen“ bis zu Miranda Julys sehr expliziter, traurig-komischer Wechseljahre-Offensive „Auf allen vieren“. Und dann die Biografien – von Barbra Streisands hinreißender, ausgerechnet beim kleinen Wiener Luftschacht-Verlag erschienener Autobiografie „Mein Name ist Barbra“ bis zu Karin Wozonigs Buch über die erste österreichische Journalistin Betty Paoli. Dennoch haben wir uns bei unseren Weihnachtstipps für Wiederentdeckungen entschieden. Denn diese wunderschönen Ausgaben feiern das Medium Buch – auf Papier gedruckt. Die meisten davon sind Klassiker-Wiederentdeckungen, einige wohl überhaupt Entdeckungen. Alle miteinander sind sie Herzensbücher. Einziges Problem: Sie werden Sie vielleicht doch nicht herschenken wollen.

APA/AFP

Einer der größten Autoren der Geschichte, nun in neuer Übersetzung:  Charles Dickens  

Ein großer Roman, sanft ins Heute geholt: „David Copperfield“ von Charles Dickens in neuer Übersetzung    

Charles Dickens und Weihnachten, das lässt sich im angelsächsischen Raum ohnehin nicht voneinander trennen: Dickens’ „A Christmas Carol“ ist die Weihnachtsgeschichte schlechthin (mit der feinen Pointe, dass der Autor  hier von seinem Verlag ganz unweihnachtlich übers Ohr gehauen wurde und finanziell fast nichts von dem Erfolg hatte). 
Der große Brite (1812–1870) ist insbesondere aber auch als Miterfinder dessen in die Geschichte eingegangen, was wir heute noch unter dem Begriff Roman verstehen. Und er ist ein gutes Mittel gegen den Irrglauben, dass die Vergangenheit besser war: Seine Schilderungen von Leid und Armut im England des 19. Jahrhunderts („Oliver Twist“, „Große Erwartungen“) sind auch heute noch überaus beklemmend. 
„David Copperfield“ nun hat im Schaffen Dickens’ eine Sonderstellung – verarbeitet er darin doch jene Fragmente aus der eigenen, bitteren Kindheit, die er eigentlich als Autobiografie veröffentlichen wollte. Dickens – dessen Eltern in finanzielle Bredouillen gerieten – musste als Mehr-oder-weniger-Kindersklave in einer Fabrik schuften; nur eine zeitgerechte Erbschaft rettete ihn. 
SchnörkellosDas Ganze ist aber natürlich Literatur des 19. Jahrhunderts – also für heutige Begriffe durchaus blumig und entschleunigt. Mehr als ein halbes Jahrhundert ist auch die letzte Übersetzung ins Deutsche alt, seither hat sich sprachlich einiges getan. Rowohlt hat nun eine Neuübersetzung verlegt: Melanie Walz  hat „David Copperfield“, die Lebensbilanz eines trotz brutaler Kindheit erfolgreichen Autors, für das aktuelle Lesepublikum sanft entstaubt und von Manierismen und Schnörkeln der bisherigen Übersetzungen befreit. Das tut dem feinen Humor, den Dickens seiner über weite Strecken auch tragischen Erzählung mitgibt, und den märchenhaften Figuren in David Copperfields Leben gut. 1.300 Seiten mit ausführlichen Notizen am Schluss sind ein würdiges Weihnachtsgeschenk.  

  Drozda zum Josefstadt-Bericht: „Uns hat der Befund auch erschüttert"

Charles Dickens: „David Copperfield“ Neu übersetzt von Melanie Walz. Rowohlt.  1.296 Seiten. 47,50 Euro

APA/HERBERT P. OCZERET

Toni Morrisons Roman „Menschenkind“ wurde jetzt neu übersetzt

Sie wollte nichts als Freiheit: Toni Morrisons „Menschenkind“ wurde zu „Beloved“

Wer ist dieses merkwürdige, wunderschöne Wesen, das da eines Tages auf der Veranda sitzt und nicht mehr gehen will? Die 17-jährige Denver weiß es sofort. Es ist der Geist ihrer toten Schwester, der zurück zur Mutter will. „Die, die einen bösen Tod sterben, bleiben nicht unter der Erde.“ …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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