
Warum sich Milo Dor dem Krimi-Genre widmete
Was dieser Engländer konnte, das konnten sie schon lange, befanden die mittellosen Schriftsteller Milo Dor (1923-2005) und Reinhard Federmann (1923–1976), nachdem Carol Reed mit seinem 1949 veröffentlichten Wiener Besatzungskrimi „Der Dritte Mann“ einen derartigen Erfolg verbuchte. Immerhin lebten die beiden im Gegensatz zu Greene tatsächlich im Wien der Besatzungszeit und hatten mit literarisch anspruchsvollen Projekten wie Dors autobiografischem Roman „Tote auf Urlaub“ keinen Erfolg. Dor war als Mitglied einer Widerstandsgruppe in Belgrad von der Gestapo verhaftet, gefoltert und zur Zwangsarbeit nach Wien verschleppt worden, er schrieb darüber, doch ein Buch über Zwangsarbeit und Nationalsozialismus wollte lange Zeit kein österreichischer Verlag veröffentlichen. Also versuchte sich das Autorenduo im Genre des ambitionierten Unterhaltungsromans.
„Internationale Zone“ handelt von Schiebern, Schwarzhändlern, Unterweltlern und natürlich Spionen im besetzten Nachkriegswien. Sprachlich von Raymond Chandler und Dashiell Hammett inspiriert, inhaltlich von Berichten der Arbeiter-Zeitung. Günther Stockers kluges Nachwort ordnet ein.
Source:: Kurier.at – Kultur