„Das perfekte Geheimnis“ auf der Rosenburg: Wehe, wenn WhatsApp anschlägt

Kultur

Nina Blums „Sommernachtskomödie“ zündet mit Paolo Genoveses Satire.

Von Susanne Zobl 

Paolo Genoveses Film „Perfetti sconosciuti“ unterhielt mit 18 Remakes von Italien bis Asien das Kinopublikum. Nina Blum, die Intendantin der „Sommernachtskomödie“, zeigt mit der österreichischen Theater-Adaptation „Das perfekte Geheimnis“ (Deutsch von Sabine Heymann) auf der Rosenburg, warum. 

Es beginnt eigentlich ganz harmlos: Eva, eine Psychotherapeutin und ihr Ehemann Rocco, ein Schönheitschirurg, laden in einer Nacht, in der eine Mondfinsternis einen Höhepunkt verspricht, zum Grillabend. Pepe, der Sportlehrer, soll seine neue Freundin Linda vorstellen. Doch dann kommt alles ganz anders. Denn ein Paar ist nicht gekommen, die beiden haben sich getrennt, weil sie sein Handy gecheckt und dabei von seiner Affäre erfahren hat. 

Das könne ihnen nicht passieren, beteuern die sieben Anwesenden. Flugs wird aus der leicht hingesagten Behauptung ein ernstes Spiel mit Folgen. 

Man beschließt, jede Nachricht, die eintrifft, allen vorzulesen, jeder Anruf wird via Lautsprecher in die Runde übertragen. Da reißen Abgründe die Idylle in ein veritables Schreckensszenario. 

Regisseur Marcus Ganser verwandelt die Rundbühne in eine große Wohnküche. An der Rampe sind überdimensionale Handys montiert, die Sprachnachrichten und Fotos für alle, natürlich auch für das Publikum sichtbar machen.

Ganser führt sein sympathisches Ensemble präzise, weiß, welches Tempo diese Komödie braucht, damit sie zündet. Bei der Vorpremiere, die von einem regulären Publikum besucht wurde, gab es für gar nicht wenige Pointen Szenenapplaus. Etwa, wenn die Tochter ihren Vater Rocco anruft. Denn er ist ihr wirklicher Vertrauter, nicht die verständnislose Eva, da hilft ihre ganze Psychotherapeutenausbildung nichts. Oder wenn Leo, ein Vater in Karenz, vermeintlich für einen Homosexuellen gehalten wird. 

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Gespielt wird ausgezeichnet. Das Ensemble lässt das Publikum an seinem Abend gleichsam als stille Gäste teilnehmen. Denn alle stellen überzeugend echte Menschen dar. 

Ein Lichtblick ist Soi Schüssler, die aus ihren Auftritten als Tochter alles herausholt. Wolfgang Lesky ist der sympathische Vater und Schönheitschirurg Rocco. Julia Cencig agiert famos als verzweifelnde Mutter und Therapeutin Eva. Daniel Keberle zeigt als Leo, dass er ein veritabler Komödiant ist, Adriana Zartl überzeugt als berufstätige Mutter. Martin Oberhauser ist der glaubwürdige Schlawiner Konstantin. Selina Ströbele glänzt als dessen Verlobte. Bernhard Majcen komplettiert sehr gut als Lehrer Pepe, der seine Neigung zu Männern zu verbergen versucht. 

Zurecht viele Bravos für diese leicht bekömmliche Komödie.

KURIER-Wertung: Vier Sterne

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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