Der Alleskönner und Publikumsliebling Otto Schenk ist tot

Kultur

Der Wiener machte Weltkarriere als Regisseur, inszenierte Opern und war dem Publikum als Schauspieler vertraut.

„Ich bin ein schwerer, träger Mühlstein, und immer wieder hat es Leute gegeben, die dieses Mühlrad bewegt haben“, kokettierte Schenk einst mit der eigenen Trägheit, die durch sein umfassendes Oeuvre konterkariert wurde. Er starb im Alter von 94 Jahren, wie das Theater in der Josefstadt am Donnerstag bekannt gab.

Entdeckung im Kellertheater

Otto Schenk wurde am 12. Juni 1930 in Wien als Sohn eines Notars und einer aus Triest stammenden Mutter geboren. Sein Bühnendebüt feierte er bereits 1947 als Gendarm in Karl Schönherrs „Karrnerleut“ im Theater der Jugend, das damals in der Urania untergebracht war. Beim Vorsprechen am Max-Reinhardt-Seminar als Zettel überzeugte er u.a. die große Helene Thimig. Mit einer Gruppe gleichgesinnter Theater-Enthusiasten übernahm er in dieser Zeit auch das Parkring-Theater und landete mit Erich Neubergs Inszenierung von Becketts „Warten auf Godot“ einen großen Erfolg. Aus den Kellertheatern wechselte er Mitte der 50er über das Volkstheater ans Theater in der Josefstadt.

Kurier/Repro: Franz Gruber

Mit Ehefrau Renée war Schenk mehr als 60 Jahre verheiratet.

Regie-Durchbruch

Den Durchbruch als Regisseur feierte Otto Schenk 1960 mit seiner Josefstadt-Inszenierung von Eugene O’Neills „O Wildnis!“. Es folgten Horvath-Inszenierungen an den Münchner Kammerspielen („Geschichten aus dem Wiener Wienerwald“, 1966 und „Kasimir und Karoline“, 1969), Regiearbeiten am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, bei den Salzburger Festspielen – u.a. Shakespeares „Was ihr wollt“ (1972) und „Wie es euch gefällt“ (1980) sowie die Nestroy-Stücke „Der Talisman“ (1976) und „Der Zerrissene“ (1982, mit sich selbst als Gluthammer) – und an der Burg. Sein Schauspieldebüt am Burgtheater gab er erst 1996 als Hohes Alter in Raimunds Zaubermärchen „Der Bauer als Millionär“.

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APA/FRANZ NEUMAYR

Otto Schenk mit Anna Netrebko. Für sie inszenierte er ein letztes Mal.

Weltkarrerie an der Oper

Als Opern-Regisseur machte Otto Schenk Weltkarriere. Seine erste Oper inszenierte er mit Mozarts „Zauberflöte“ bereits 1957 am Salzburger Landestheater. Den endgültigen Durchbruch in dieser Sparte schaffte Schenk 1962 mit Bergs „Lulu“ an der Wiener Staatsoper. Bei den Salzburger Festspielen (wo er 1986-88 Direktoriums-Mitglied war) inszenierte er u.a. die Uraufführung von Cerhas „Baal“ (1981). Die New Yorker Met, wo Schenk 1970 mit „Fidelio“ debütierte und 2009 noch einmal seinen „Ring des Nibelungen“ (1986-88) auf die Bühne brachte, wurde seine zweite Heimat. Hier brach er für eine Zusammenarbeit mit Anna Netrebko 2006 auch seinen Eid, sich endgültig von der Regie zurückzuziehen, und inszenierte Donizettis „Don Pasquale“.

APA/ERICH REISMANN

Die letzte Theaterrolle: „Schon wieder Sonntag“ mit Harald Serafin an den  Kammerspielen, 2018

Publikumsliebling

Schenk hat sich mit unzähligen Rollen in das Gedächtnis des Publikums gespielt, etwa als „Bockerer“ (1984 im Münchner Volkstheater bzw. 1993 in der Josefstadt), als Fortunatus Wurzel in „Der Bauer als Millionär“ (Salzburger Festspiele, 1987), als „Volpone“ (1989), als Salieri in Shaffers „Amadeus“ (1991), als Zauberkönig in „Geschichten aus dem Wiener Wald“ (1994), als Molieres „Der Geizige“ (1995), als Rappelkopf in Raimunds „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ (Salzburger Festspiele, 1996), in Turrinis …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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