Die Antwort auf Hassende? „Liebe und Kunst“ in der Volksoper

Kultur

Eine „Zauberflöte“, erzählt aus der Perspektive eines jungen Buben. Die „Nacht in Venedig“ zu Strauss’ 200. Geburtstag und die „Fledermaus“ in einer „Pride Edition“. Eine Operettenaufführung zu Strauss’ unvollendetem „Aschenbrödel“-Ballett, bei dem der Komponist einem einsamen Buben erscheint. Ein Rockmusical zu Wedekinds „Frühlings Erwachen“. „Hoffmanns Erzählungen“ mit viel Freud und einer überdimensionalen Frauenpuppe. Und „Killing Carmen“, eine feministische Uraufführung rund um den Frauenmord in der Bizet-Hitoper.

Wäre der Vertrag von Lotte de Beer nicht bereits bis 2032 verlängert, dann hätte sie am Freitag ihre vorletzte Saison präsentiert: 2025/’26 ist die vierte Spielzeit der ursprünglich für fünf Jahre bestellten Direktorin. Es ist eine Art Resümee-Saison nach der Phase des Kennenlernens: Sie versammelt exemplarisch das, was De Beer, nicht ohne Widerstand, als ihre Anliegen etabliert hat. Es geht in den Inszenierungen der elf Premieren oftmals um frische Blickwinkel, um Diversität und moderne Frauenfiguren und, diesmal besonders, um eine junge Perspektive auf Musiktheater und die Welt.

„Junge-Menschen-Saison“

„Stimmt, es ist vielleicht unsere Junge-Menschen-Saison“, sagt De Beer vorab im KURIER-Interview. Zuvor war sie mit dem Journalisten auf einer Probebühne entlang eines Dioramas der kommenden Saison spaziert; mit Miniatur-Bühnenbildern, Zeichnungen, Skizzen, Ideen. Sie versprühte das, wofür man sie kennt: eine einladende Begeisterung für das, was auf die Bühne kommt.

Trotzdem: Die Saison ist ein spannender Moment. Ob nämlich die Neuausrichtung der Volksoper nachhaltig gelungen ist, das zeigt sich wohl genau jetzt, oder? 

„Ich habe das Gefühl, dass Menschen wissen, wer wir sind“, bestätigt De Beer. „Und wofür wir stehen. Aber es ist wichtig, dass man nie das Gefühl hat, fertig zu sein. Wir überlegen viel, wie wir aktiv Menschen erreichen, die noch keinen Zugang zu uns haben.“

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Daher geht die Volksoper mit einem neuen Musiktheaterprojekt in zahlreiche Volksschulen, um dort „im Sinne der Chancen- und Bildungsgleichheit“ zwei Jahre lang zu singen und zu tanzen. Am Schluss gibt es Aufführungen für die Familien der Schülerinnen und Schüler.

De Beers fröhliche Offenheit war von Anbeginn ein auszeichnendes Element. Nun aber hat sie neue Kontexte bekommen: Die öffentliche Stimmung hat sich durchaus verändert, in Amerika merkt man, wie schnell Initiativen in Richtung Diversität und Offenheit wieder rückabgewickelt werden können.

Spürt sie mehr Gegenwind, beobachtet sie diese Veränderungen? „Plötzlich merkt man, wie wichtig es ist, offen zu bleiben“, sagt die Direktorin. „Aber Diversität muss in alle Richtungen gehen. Wir versuchen nie, Vorstellungen zu machen, damit ein Teil des Publikums sich ärgert. Wir versuchen Brücken zu bauen zu allen, so verbindend wie möglich zu sein. Aber man muss auch dazu stehen, wofür man steht.“

Ärger aber ist überall ein begleitendes Element des Musiktheaters: Manch einer empfindet Regie, die Anliegen über eine Bebilderung hinaus hat, als Zumutung. „Ein kleiner Teil von Wien besteht aus ziemlich lauten Leuten, die es irgendwie lieben, sich zu ärgern“, sagt De Beer. „Aber man muss nicht immer nur auf die hören. Wenn wir mit dem Publikum reden, sind die Menschen so eloquent, nuanciert in ihrem Urteil – auch wenn es mal negativ ist“, sagt De Beer.

Marco Sommer / Volksoper WienEine Umarmung

„Wir antworten auf Hassende mit Liebe und Kunst. Dieses Feeling, das ist unsere Identität. …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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