Die Fantastischen Vier: Nach Anlaufphase am Weg ins Nirwana

Kultur

Das Hip-Hop-Quartett stellte in der Wiener Stadthalle das neue Album „Long Player“ live vor, punktete aber vor allem mit den alten Hits.

Das Konzert der Fantastischen Vier ist gerade einen Song alt. Nach ihrem üblichen Backstage-Startritual, bei dem sich Thomas D., Smudo, Michi Beck und Andi mit einem Kräuterbitter auf das Gelingen der Show einstimmen, haben sie vor drei Minuten mit dem Song „Long Player“ begonnen.

Klar, der muss am Anfang stehen. Ihr im Oktober erschienenes neues Album heißt so, auch diese Tour ist danach benannt, und außerdem beschwören die Rapper darin, dass sie mit 35 Dienstjahren auf den größten Bühnen im deutschsprachigen Raum selbst die Long Player sind. Überraschend ist, dass sie jetzt mit „Die da?!“ nachsetzten, ihren größten Hit so früh in die Stadthalle schmettern, und sich den nicht für die Zugabe aufheben.

Kein Knalleffekt

Der Knalleffekt, den das haben sollte, funktioniert hier nur bedingt. Natürlich reißt es dabei diejenigen der 8000 Konzertbesucher von den Sesseln, die auf den Rängen sitzen müssen. Aber danach fällt die Stimmung auch gleich wieder ab. Songs wie „Weekendfeeling“ oder „44 Tausend“ vom neuen Album werden freundlich aufgenommen, aber nicht umjubelt. An das Euphorie-Level von „Die da?!“ müssen sich die Fantastischen Vier erst wieder herantasten.

Dass es ihnen gelingt, ist keine Frage. Denn die Qualität, die die Fantas auf die Bühne bringen, bekommt man bei keinem anderen Hip-Hop-Act. Sie haben eine hervorragende Live-Band, die mit einem Drummer und einem Perkussionisten erst einmal eine dreiviertel Stunde lang druckvolle, vorwärtsdrängende und variantenreiche Rhythmen liefert. Die Rapper selbst sind ständig in Bewegung – wenn auch mit weit über 50 Jahren nicht mehr ganz so dynamisch wie in ihrer Jugend. Aber das Wichtigste ist: Sie haben sich über die Jahre ein Repertoire aufgebaut, das mit vielen Songs weit über übliche Hip-Hop-Sounds hinausgeht.

  Florian David Fitz und Janina Uhse: „Bei Trigger-Sätzen ist man raus“

Die Ballade „Danke“ beginnt mit einem Klavier-Intro, das an Klassik erinnert. „Endzeitstimmung“ ist reiner Rock, und rhythmisch ruhigere Songs wie „Der Picknicker“ oder „Tag am Meer“ sind von Soul- oder Lounge-Jazz-Klängen geprägt. Illustriert wird das alles von einer LED-Wand, die die ganze Breite der Stirnseite der Stadthalle ausfüllt, immer die Band zeigt, und diese Bilder gelegentlich mit genauso raffinierten wie eleganten Effekten überlagert und verfremdet.

Highlight Inferno

Zusätzlich haben die Fantastischen Vier aber auch abseits von „Die da?!“ noch genug andere Hits: „Hitisn“ und „Populär“ bringen die Stimmung am Ende des ersten Drittels wieder zum Kochen. Zwischen solche Highlights schieben sie immer wieder Songs von „Long Player“, die noch nicht so bekannt sind und die Stimmung wieder ein wenig dämpfen – obwohl darunter das grandiose, von Chefphilosoph Thomas D. über die Unausweichlichkeit des Todes geschriebene „Inferno“ ist.

Aber spätestens ab dem poppigen „Troy“ wird auch das heutige Konzert zu dem Triumphzug, den man von den Fantas gewohnt ist und schon oft in dieser Halle erleben konnte. Nach „MfG“ und „Ernten was wir säen“ sind die Vier dann selbst so überwältigt von dem Jubel, dass Thomas D. fragt „Wo soll das enden?“ „Im Nirwana“, antwortet Michi Beck.

Deshalb tut es gut, dass die Fantas in der Zugabe beim Song „Aufhören“ mit Inbrunst bekräftigen, dass sie nicht …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

(Visited 1 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.