Die berühmteste Ente der Welt ist 90 Jahre alt. Ein opulenter Bildband dokumentiert auf über 500 Seiten das Leben des frechen und menschelnden Erpels aus Entenhausen.
„Donald ist alles, er ist jeder. Er macht die gleichen Fehler, die wir alle machen.“ Dieses Zitat stammt von Carl Barks, dem wohl einflussreichsten Disney-Zeichner rund um die Familie Duck. Barks ist auch der Lieblingszeichner von Daniel Kothenschulte, der den soeben veröffentlichten Bildband „Walt Disneys Donald Duck. Die ultimative Chronik“ im Taschen Verlag herausgegeben hat. Der Anlass für die Veröffentlichung dieses fünf Kilo schweren und 564 Seiten starken Buches ist der 90. Geburtstag der berühmtesten Ente der Welt.
Acht Jahre hat der deutsche Disney-Kenner und Filmwissenschafter daran gearbeitet und war dafür auch viele Wochen in Kalifornien unterwegs, dort, wo die Schätze aus dem Hause Disney untergebracht sind. Laut Kothenschulte ist es ein „völlig unscheinbares Gebäude in Glendale“. Die genaue Adresse sei ein gut gehütetes Geheimnis. „Man kann sich das nicht wie eine große Bibliothek vorstellen, mit offiziellen Besucheröffnungszeiten. Sondern es ist ein streng bewachtes Archiv. Alles recht heikel, weil sich dort viele kostbare und noch unveröffentlichte Materialien befinden.“ Einige von diesen Vorentwürfen, Storyboard-Zeichnungen und Skizzen zu alten Donald-Duck-Filmen werden nun über den Bildband zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert.
© 2024 Disney Enterprises, Inc.Alternative zu Micky Maus
Wer sich durch das Buch blättert, bekommt verschiedene Versionen von Donald Duck zu Gesicht (siehe Abbildung oben). Aber wer hat ihn eigentlich erfunden? „Aufgrund der Stimmdarbietung von Clarence Nash entwickelte Walt Disney mit ihm die Persönlichkeit, während das erste Design vermutlich vom Schweizer Künstler Albert Hurter stammte, der viele Tierfiguren für die Disney-Zeichentrickreiche ,Silly Symphonies‘ schuf“, sagt Kothenschulte.
Die Geburt von Donald Duck war die längst fällige Alternative zur spießbürgerlich gewordenen Micky Maus, deren Ecken und Kanten nach und nach abgeschliffen wurden – die Maus wurde mit zunehmender Popularität immer braver. Also musste Walt Disney eine Figur schaffen, die wieder alles durfte.
Seinen ersten Auftritt hatte Donald in „Die weise Henne“. In diesem zwölfminütigen Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1934 wird er als unsympathischer Simulant dargestellt: Immer dann, wenn ihn seine Nachbarin, die weise Henne, um Hilfe bittet, wird er von plötzlich auftretenden Bauchschmerzen heimgesucht. Arbeiten unmöglich. Kaum ist die Henne verschwunden, tanzt er aber wieder ausgelassen in der Gegend herum. Kurz darauf wird Donald, der Drückeberger, für sein unsoziales Verhalten bestraft: Denn als er hungrig bei der Henne anklopft, erhält er von ihr nur ein Fläschchen Rizinusöl: Wer nicht arbeitet, bekommt auch nichts zu essen – so lautet die Moral der Geschichte, die die Disney-Studios mitten in der Großen Depression veröffentlichten.
© 2024 Disney Enterprises, Inc.Donald, der Schauspieler
Walt Disney habe seine Figuren immer als Schauspieler betrachtet, so Kothenschulte. „Er hat Donald Duck einmal mit Clark Gable verglichen. Für mich ist er aber mehr wie James Stewart, ein sehr wandelbarer Schauspieler, der in unterschiedlichen Kontexten funktioniert. Man könnte auch sagen: Donald Duck ist wie Dick und Doof zusammen. Er ist ein Spitzbub, Tollpatsch und Unruhestifter, aber kein Revoluzzer. Eine bis heute sehr robuste Figur, die sich, wie ich …read more
Source:: Kurier.at – Kultur