
Ihr „Andor“-Berichterstatter sprach kürzlich in einem Wiener Lokal das Wort „Rogue One“ aus. Weniger später lehnte sich der Barkeeper auf jene Art herüber, an der man erkennen soll, dass es wirklich wichtig ist: „Haben Sie ,Rogue One‘ gesagt? Der beste ,Star Wars‘-Film!“
Gar nicht so wenige Kenner der galaktischen Großerzählung sind dieser Meinung. Tony Gilroys Film von 2016 steht zwar außerhalb der drei Trilogien, zeigt aber die direkte Vorgeschichte zu „Krieg der Sterne“: Wie die Rebellen die Baupläne des Todessterns erbeuteten. Maßgeblich beteiligt war Cassian Andor – unter Einsatz seines Lebens. Der Werdegang des Rebellenspions, der Luke Skywalkers Heldentaten erst ermöglichte, wird in der Serie „Andor“ erzählt – ohne Jediritter und Lichtschwerter, aber mit genauem Blick für den Alltag im menschenverachtenden Imperium und für die sozialen Hintergründe einer Revolution.
Vier Kapitel
Staffel 1 war fünf Jahre vor „Rogue One“ angesiedelt. Die zweite und finale Staffel umfasst 12 Folgen. Jeden Mittwoch wird nun ein neues von vier Kapiteln zu je drei Folgen auf Disney+ veröffentlicht. Obwohl sich jedes Kapitel über ein Jahr erstreckt, stellt sich eine fesselnde Echtzeitatmosphäre ein. Tony Gilroy zum KURIER über den Schreibprozess: „Als uns die Idee kam, jeden Block als Jahr zu gestalten, war das ziemlich radikal. Mein erster Instinkt war, die erste und die letzte Szene jedes Blocks zu schreiben, um zu sehen, ob sie funktionieren. Der Prozess lief danach wie von selbst.“ Es sei für ihn „wirklich spannend“ gewesen, die Geschichte so zu erzählen. Er habe sich jeweils für drei aufeinanderfolgende Tage im Leben der Rebellen entschieden. „Ich wünschte, ich könnte sagen, ich hätte es mir brillant ausgedacht“, sagt Gilroy, „aber es war einfach ein Problem zu lösen: Wie können wir diese vier Jahre bewältigen?“
Zu Beginn kapert Cassian Andor (Diego Luna) einen TIE-Abfangjäger und kommt mit dem imperialen Fluggerät kaum zurecht. Die rebellenfreundliche Senatorin Mon Mothma (Genevieve O’Reilly) ist inzwischen auf einem anderen Planeten mit der Verheiratung ihrer Tochter beschäftigt. Indes kommen Rebellen auf einem agrarisch geprägten Planeten unter Druck.
Des Willie /Lucasfilm Ltd. / Des Willie /Lucasfilm Ltd.
Tony Gilroy (Schöpfer der „Bourne“-Trilogie) mit Schauspielerin Genevieve O‘Reilly
Auch der Kunsthändler Luthen Rael ist auf der Hochzeitsfeier. Er wurde in Staffel 1 als undurchsichtiges Mastermind der Rebellion gezeichnet, der im Zweifel über Leichen geht. Die Rebellen scheinen für ihn nur Schachfiguren zu sein, was Cassian in Staffel 2 zur Aussage bringt: „Wir sind keine Droiden.“
Der schwedische Großschauspieler Stellan Skarsgård („Breaking The Waves“, „Fluch der Karibik 2“) spielt diese hochinteressante Figur und sagt zum KURIER zur humanistischen Problematik: „Es ist unmöglich zu beurteilen, welche Handlung zu weit geht, denn jede Revolution bringt auch Opfer mit sich. Luthen hat seine eigene Idee, wie diese Revolution verwirklicht werden soll. Aber wer wird sterben? Er würde jeden opfern, auch sich selbst, um sein Ziel zu erreichen. Vielleicht hätten sie es auch gar nicht mit einer Revolution versuchen sollen. Das sind schwierige moralische Fragen. Mit Kategorien wie richtig, falsch oder gar böse kommt man hier nicht weiter.“
Lucasfilm Ltd.
Stellan Skarsgård als Rebellen-Hirn
Monolog
Man denkt beim Gespräch an Luthens eindrucksvollen Monolog aus Staffel 1, als er dem Doppelagenten Lonni …read more
Source:: Kurier.at – Kultur