Eine Art Anti-Jedermann: „Volpone“ von Ben Jonson

Kultur

Menschliche Abgründe im Theater Scala.

von Susanne Zobl

Kapitalisten lieferten offensichtlich bereits in längst vergangenen Jahrhunderten die vielversprechendsten Stoffe für das Entertainment-Business. Seit dem 15. Jahrhundert profitieren nicht nur Schauspieltruppen vom reichen Prasser Jedermann. Anfang der 1600er Jahre zeigte Ben Jonson, ein viel gefragter Dramatiker und Zeitgenosse Shakespeares, wie man mit einer Komödie die Menschen belehren kann.

„Volpone“ („Der alte Fuchs“), so der Titel, erzählt vom wohlhabenden Venezianer, einem gewieften Betrüger, der aus der Habgier seiner Mitbürger ordentlich Kapital zu schlagen versteht. Jonsons Stück mutet wie eine Art Anti-Jedermann an.

Da geht es nicht um Läuterung – hier gewinnt, wer am besten betrügt. Volpone gaukelt seinen bevorstehenden Tod vor, um sich die wohlhabendsten Geschäftsleute gefügig zu machen. Er verspricht, den Meistbietenden als Erben einzusetzen. Da alle glauben, dass dieser Volpone nicht mehr lange unter ihnen weilen werde, beteiligen sie ihn an ihren Geschäften, bringen ihm Geldgeschenke, Pretiosen und sogar noch mehr. Einer enterbt seinen Sohn zugunsten von Volpone, ein anderer überlässt ihm sogar seine Frau. 

Sam Madwar zeigt das Stück in historisierendem Setting, verwandelt die kleine Bühne des Theaters Scala in das Schlafgemach eines venezianischen Palazzos, in ein Gefängnis und einen Gerichtssaal. Aus Jonsons Original und Stefan Zweigs Bearbeitung generierte Madwar eine eigene, zweieinhalb Stunden währende Spielfassung.

Wenn ausführlich mit derb-deftigem Humor menschliche Abgründe offengelegt werden, zieht sich das Geschehen. Diese Überdosis an Vulgärem, die in Komödien aus früheren Jahrhunderten üblich war, gleichen die respektablen schauspielerischen Leistungen aus. Johannes Terne steht als Volpone und Richter mit Sebastian von Malfèr als seinem schlauen Diener im Zentrum des präzise geführten Ensembles, das zurecht akklamiert wurde.

  The Last Dinner Party sagen Tour ab

…read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

(Visited 2 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.