Eine virtuose Fagottistin und Berlioz’ Traum eines Künstlers im Musikverein

Kultur

Alain Altinoglu dirigiert die Wiener Philharmoniker. Das Programm würdigt den 2023 verstorbenen Pauker Bruno Hartl als Komponisten.

von Susanne Zobl

Beim dritten Abonnement-Konzert würdigten die Wiener Philharmoniker unter dem umsichtigen Dirigat von Alain Altinoglu im Musikverein ihren ehemaligen Pauker Bruno Hartl als Komponisten. „April. Ballade für großes Orchester“ ist Teil eines Zyklus, den er nicht vollenden konnte, denn der Tod riss ihn 2023 aus dem Leben.

Richard Strauss, Berlioz und die Natur inspirierten Hartl. Aber noch viel mehr, wie in seiner Tondichtung zu hören ist. Das Werk eines Klangmalers par excellence eröffnen zarte Flötentöne mit einem Hauch von Debussy. Das Werk wandelt am Rand einer „Alpensinfonie“, Gewitter inklusive, reist mit eingängigen Passagen nach Hollywood, macht gar einen Abstecher in einen Jazzklub und führt zurück in die Idylle.

Altinoglu lotet die Passagen feinsinnig mit dem mit Hingabe musizierenden Orchester aus. Bei André Jolivets (1905–1974) „Konzert für Fagott, Streicher, Harfe und Klavier“ rückte eine herausragende Musikerin ins Zentrum: Sophie Dervaux, seit 2018 Solo-Fagottistin der Philharmoniker, demonstrierte, wie vielschichtig ihr Instrument klingen kann. Brillant intoniert sie Bach’sche Passagen, changiert genuin in Jazziges und agiert harmonisch mit dem Orchester. Ihre Virtuosität spielt sie bei der Zugabe, einer Paganini-Bearbeitung, mit Verve aus.

Mit emotionalem Understatement hebt Altinoglu Hector Berlioz’ „Symphonie fantastique“ an, so, als würde er jeden Takt dieses Künstlertraums präzise konstruieren, baut Spannung auf, setzt auf die einzigartigen Klangfarben des Orchesters, silberhell etwa die Ballszene. Besonders hervorzuheben das Englischhorn. Viele Bravos. 

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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