Festspiele Reichenau, Kunsthalle Wien: Gewusel da, Einsamkeit dort

Kultur

Trenklers Tratsch: Maria Happel und Michele Cotton präsentierten am Montag ihre Programme. Größer könnten die Unterschiede nicht sein

Der Eroica-Saal des Theatermuseums dampfte am Montagvormittag. Denn Maria Happel stellte der Presse den Spielplan für ihren vierten Sommer als Intendantin der Festspiele Reichenau vor.

Die Pressekonferenz war aber eigentlich keine solche, sondern ein „Klassentreffen“. Johanna Mikl-Leitner begrüßte daher die „Schülerinnen und Schüler“. Ein Lapsus, der auch sie selbst erheiterte. Denn Happel hatte die von ihr engagierten Kolleginnen eingeladen – und diese füllten den Saal, eifrig applaudierend, bis zum vorletzten Platz. Doch nicht nur die Landeshauptfrau war da, die niederösterreichische Kulturpolitik stellte Mannschaftsstärke unter Beweis.

Das Credo lautet: Die Festspiele sind uns wichtig. Und wir arbeiten weiter daran, den Semmering „wach zu küssen“. Daher wird Happel das Südbahnhotel bespielen – heuer (ab 4. Juli mit dem „Sommernachtstraum“) und auch 2026. Zudem gibt es eine Option für ein weiteres Jahr. Investor Christian Zeller (bzw. dessen Familienstiftung) stellt die bespielbaren Räumlichkeiten kostenfrei zur Verfügung.

Happel nahm die „Klassentreffen“-Metapher aber nicht auf, sie sprach von der „Familie Reichenau“. Weniger, weil Ehemann und Tochter mitwirken. Sondern weil die guten Bekannten und uralten Freunde längst zur Familie gehören.

Wie schon im Vorjahr probiert die Burgschauspielerin ein Husarenstück: mit fünf Premieren an fünf Tagen hintereinander. Auf die Dramatisierung von Joseph Roths „Hiob“ am 2. Juli (mit Wolfgang Hübsch, Joseph Lorenz, Julia Stemberger u. a.) folgt „Arsen und Spitzenhäubchen“ (mit Therese Affolter, Elisabeth Augustin, Elias Eilinghoff und Stefan Jürgens).

Yasmina Rezas „Gott des Gemetzels“ lässt es ab 5. Juli ordentlich krachen (Regie: Philipp Hauß), die Streithanseln (und -liesln) werden von Atil Kutoğlu eingekleidet. Den Reigen beschließt am Sonntag um 15.30 Uhr Nicolaus Haggs Doderer-Dramatisierung „Die Wasserfälle von Slunj“ (mit Sona und Sohn Skye MacDonald, Daniel Jesch, Günter Franzmeier). Eine Woche später, am 12. Juli, folgt noch „Die vier Jahreszeiten für Kinder“ (Buch und Regie: Johanna Arrouas). Bis 3. August gibt es insgesamt 125 Vorstellungen mit 39.000 aufgelegten Karten, das Gesamtbudget macht 4,7 Millionen Euro aus, der Eigenfinanzierungsgrad beträgt 58 Prozent.

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Nach der Lebensfreude-Demo wanderte Ihr Tratschpartner in die Kunsthalle Wien. Dort herrschte vergleichsweise gähnende Leere: Man hätte mit einem Achtel der aufgestellten Klappsessel das Auslangen gefunden. Früher einmal war das Ausstellungshaus ein Flaggschiff der Wiener Kulturpolitik gewesen. Doch weder die Kulturstadträtin noch die Kulturamtsleiterin fanden sich ein, um der ersten Jahrespressekonferenz von Michelle Cotton beizuwohnen.

Kurier/Juerg Christandl

Zumindest ein neues Logo: Michelle Cotton weiß nicht einmal, wie viele Besuche es 2024  gab 

Selbst der kaufmännische Leiter glänzte mit Absenz. Fragen zur finanziellen Situation und zum Eigendeckungsgrad erübrigten sich daher. Die Direktorin wusste nicht einmal, wie viele Besuche im vergangenen Jahr registriert worden waren.

Michelle Cotton begrüßte kurz auf Deutsch, dann verlas sie ihr Jahresprogramm auf Englisch, nach zehn Minuten war sie fertig. Dann lud sie ein, sich die laufenden Ausstellungen anzuschauen. Im Erdgeschoß läuft vier Monate lang (bis 2. 2.) der Film „La Gola“ von Diego Marcon. Ein absurdes Bild: eine riesige Halle, ausgeschlagen in rotem Samt, mittendrin drei Minisitzreihen für 15 Personen. Und in der Kuppelhalle zeigt man fünf Monate lang (bis 26. 1.) die respektable Retrospektive Aleksandra Domanović.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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