Filmkritik zu „Better Man – Die Robbie Williams Story“: Robbie macht sich zum Affen

Kultur

Die Geschichte von Aufstieg, Fall und Comeback des britischen Mega-Popstars – mit einem hinreißenden Menschenaffen in der Hauptrolle

Wenn sich ein Regisseur daran macht, die Biografie eines berühmten Pop-Stars zu verfilmen, stellt sich immer die gleiche Gretchen-Frage: Wer spielt den berühmten Pop-Star?

Überzeugt Rami Malek mit falschen Zähnen als Queen-Frontman Freddie Mercury? Oder Taron Egerton als Elton John? Lässt Marisa Abela vergessen, dass sie nicht Amy Winehouse ist? Sieht Timothée Chalamet wirklich aus wie Bob Dylan?

All diese bohrenden Fragen hat der australische Regisseur Michael Gracey elegant umschifft – indem er in seinem unterhaltsamen Bio-Pic über Robbie Williams den britischen Mega-Star mit einem Affen besetzte.

Er habe sich schon immer gefühlt wie ein dressierter Affe, versichert Robbie Williams höchst persönlich gleich zu Beginn seiner rasant erzählten Lebensgeschichte. Warum also nicht gleich von einem Affen gespielt werden? Tatsächlich erweist sich die Idee als umwerfend. Was ansonsten als stinknormale Star-Biografie nach üblichem Strickmuster – Aufstieg, Fall, Comeback – fadisieren würde, bekommt durch die Affen-Besetzung surrealen Schwung.

Robbie Williams verlieh seinem lebensechten Double sowohl Augen als auch Stimme. Der Affe selbst wurde von Schauspieler Jonno Davies verkörpert und mithilfe Motion-Capture-Technologie und Computer-Rendering in ein ausdrucksstarkes Menschentier verwandelt.

Tobis

Unglaublich ausdrucksstark: Jungaffe Robbie Williams

Wie viele Emotionen so ein Affengesicht durchlaufen kann, hat schon Andy Serkins als Schimpanse Caesar im neuen „Planet der Affen“-Franchise bewiesen und mit leidvollem Blick sein Publikum zu Tränen gerührt.

Auch Robbie Williams erweist sich bereits als singender Jungaffe als Herzensbrecher. Gemeinsam mit seinem Dad steht er im Wohnzimmer eines typischen Arbeiterklassen-Haushalts und schmettert hingebungsvoll Frank Sinatras „My Way“. Als der Vater die Familie verlässt, um eine Karriere als halbseidener Variété-Künstler zu verfolgen, entfaltet sich im Affenantlitz seines Sohnes eine Bandbreite der verletzten Gefühle. Von da an wird der Kampf um die Zuneigung seines Vaters, die Karriere von Robert „Robbie“ Williams befeuern.

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Drogenexzesse

Es beginnt mit dem Casting der berühmten Boy-Band Take That, in der Robbie als Tänzer in der zweiten Reihe um Anerkennung ringt – zuerst in Schwulen-Clubs, später vor einem kreischenden Mädchen-Publikum. „In fünf Jahren werden wir uns alle hassen – aber wir werden steinreich sein“, versichert Manager Nigel Martin-Smith seinen Buben. Robbie, der sich unkontrolliert Drogen- und Partyexzessen hingibt, wird schließlich aus der Band geworfen.

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Robbie und sein hinterfotzige Manger Nigel Martin-Smith (Damon Herriman)

Mit entfesselter Kamera verwandelt Regisseur Gracey („Greatest Showman“) die Tanz-Choreografien und Konzerte von Take That und die späteren Solo-Auftritte von Robbie Williams in ein atemlos inszeniertes Glitzer-Spektakel vor tobendem Massenpublikum.

In den etwas stilleren Karrierepausen schnupft Robbie, der Affe, mit Liam Gallagher, dem Leadsänger von Oasis, Koks oder zerstreitet sich mit seiner Freundin Nicole Appleton von der Girlgroup All Saints, deren Hitsong „Never Ever“ seinen ewigen Neid erweckt.

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Solokarriere: „Better Man – Die Robbie Williams Story“

Robbie Williams erzählt seine Geschichte mit flapsigem Unterton aus dem Off und schreckt bekanntlich vor keinem Seelenstrip zurück. In seiner Lebensbeichte lotet er die Tiefen der Verzweiflung schmerzensreich aus, ehe er im nicht ganz kitschfreien Finale ins Seelenbad der Versöhnung eintaucht: „I Did It My Way.“

INFO: USA/GB/CHN/F/AUS 2024. 134 Min. Von Michael Gracey. Mit Jonno Davies, Robbie Williams.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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