Filmkritik zu „Die Fotografin“: Kate Windslet als Kriegskorrespondentin

Kultur

Oscarpreisträgerin Kate Winslet als Kriegsreporterin Lee Miller, die legendäre Fotos von den Gräueln der Konzentrationslager machte

Sie sei gut im Trinken, beim Sex und beim Fotografieren gewesen, sagt Lee Miller mit ihrer berühmt heiseren Stimme über sich selbst und zieht an ihrer Zigarette: „Von all dem tat ich so viel wie möglich.“

Ihr gegenüber sitzt ein junger Journalist. Er hat die Amerikanerin in ihrem Wohnzimmer 1977 in der englischen Provinz besucht und interessiert sich für ihre Fotoarbeiten. Lee Miller verhält sich zuerst ablehnend, taut aber während des Gesprächs zunehmend auf: Das (fiktive) Interview eröffnet den Rahmen für ihre Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg, in dem sie als Kriegskorrespondentin für Vogue legendäre Fotos schoss – darunter die ersten Gräuelbilder aus den gerade befreiten deutschen Konzentrationslagern Buchenwald und Dachau. Und ein Foto von sich selbst in der privaten Badewanne von Hitler, das ihr Kollege David E. Scherman vom Fotomagazin Life aufnahm.

Doch Regisseurin Ellen Kuras beginnt ihr konventionell und prestigeträchtig erzähltes, aber packendes Bio-Pic in warmen Farben im sonnigen Frankreich, wo sich Lee Miller als Muse von Man Ray im Kreise ihrer Freundinnen an der Côte d’Azur aufhält. Ihr Dasein als Model hat sie allerdings längst satt. Sie möchte selbst zur Kamera greifen und bewirbt sich bei den britischen Vogue.

Constantin

Gemeinsam im Einsatz: Kate Winslet und Andy Samberg in „Die Fotografin“

Mittlerweile ist der Krieg ausgebrochen und die Bilder verdüstern sich ins kühle Grau und Blau. Als Frau ist es Lee vorerst nicht gestattet, die Truppen an der Front zu begleiten; doch diese Regel kann sie mithilfe ihrer amerikanischen Staatsbürgerschaft übergehen und arbeitet von da an mit dem US-Fotografen David E. Scherman zusammen.

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Kratzbürste

Kate Winslet als Lee Miller changiert eindrucksvoll zwischen unnahbarer Kratzbürste und traumatisierter Beobachterin menschlichen Leids. Denn so robust und angriffslustig Lee in ihrem Auftreten auch manchmal sein mag, so empathisch und zartfühlend komponiert sind ihre Fotografien. Besonders ihr Blick auf Details, die vor allem das Schicksal von Frauen betreffen, zeichneten ihre Bilder aus.

Constantin

Josh O’Connor als Interviewpartner von Lee Miller: „Die Fotografin“

Als sich die britische Vogue weigert, ihre Fotos von den Leichenbergen in den Konzentrationslagern zu zeigen, ist sie schwer erbittert. Es ist die amerikanische Vogue, die schließlich ihre Bilder doch abdruckt – unter dem prägnanten Titel: „Believe it!“ – „Glaub es!“ 

INFO: GB/USA 2023. 116 Min. Von Ellen Kuras. Mit Kate Winslet, Andy Samberg, Alexander Skarsgård.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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