
Spannungslos trotz Starbesetzung: Ron Howard scheitet an einer Zivilisationsparabel über Auswanderer auf eine einsamen Insel
US-Regisseur Ron Howard ist Routinier für breites Hollywood-Mainstream-Kino und betritt mit seinem Film „Eden“ neues Terrain. Die bizarre Geschichte deutscher Aussteiger, die in den 1930er-Jahren die Galapagos-Insel Floreana besiedelten und sich dort gegenseitig den Garaus machten, ist das Gegenteil vom genre-typischen Howard-Filmstoff. Sex, Gier, Geld und Macht befeuerten das Treiben (fast) aller Beteiligten und kulminierte in einem historischen, bis heute nicht aufgeklärten Kriminalfall. Unter Howards unentschlossener Regie ergibt sich mit „Eden“ allerdings eine plakative Zivilisationsparabel, die als „Herr der Fliegen“ mit Erwachsenen keinen schlüssigen Erzählton findet. Irgendwo zwischen Thriller, Drama, Mystery und (unfreiwilliger) Satire quält sich ein internationales Spitzen-Ensemble – inklusive dem österreichischen Burgschauspieler Felix Kammerer – durch ein lustloses „Survival of the Fittest“-Kammerspiel.
Jude Law spielt überraschend uncharismatisch Dr. Friedrich Ritter, der seine Arztpraxis hinter sich gelassen hat, um als Pseudo-Nietzsche auf der einsamen Insel seine ultimative Zivilisationskritik zu verfassen. An seiner Seite vegetiert eine völlig unterforderte Vanessa Kirby als seine Jüngerin Dore vor sich hin und befriedigt ihre Sehnsucht nach Zärtlichkeit mit einem Esel. Auftritt Daniel Brühl als Heinz Wittmer, der mit Sohn und junger Ehefrau (Sidney Sweeney) auf der Insel ein neues Leben beginnen will.
Constantin
Wollen ein neues Leben beginnen: Daniel Brühl und Sidney Sweeney in „Eden“
Ritter und Frau sind denkbar unfreundlich, aber die Wittmers zeigen sich überraschend resistent und bauen sich ein solides Haus. Dann allerdings betritt eine Fake-Baronesse – gemeinsam mit ihren beiden Liebhabern – das Land und bringt die ohnehin schon schwankende Ordnung zum Explodieren.
Constantin
Verführerisch: Ana des Armas als Femme fatale und Fake-Baronin in „Eden“
Ana des Armas spielt ihre exaltiert-nervige Femme fatale mit einem Bein in der Selbstparodie, erwirtschaftet aber nicht genügend Humorpotenzial, um eine funktionierende schwarze Komödie zu gewährleisten. Stattdessen droht ihre erotische Ausstrahlung, die arme Idioten wie ihren Toy-Boy Rudy Lorenz (Kammerer) bei der Stange hält, ins Lächerliche zu verpuffen. Auch die Thrillerelemente nehmen nicht genügend Fahrt auf, weil es Howard verabsäumt hat, seine Figuren und deren Dynamik untereinander in irgendeiner Form interessant oder gar zwingend zu gestalten. Insofern stellt sich auch trotz kalter Naturbilder mit kreisenden Geiern und einem drohenden Soundtrack keine Fallhöhe ein, die so etwas wie Spannung erzeugen könnte.
INFO: USA 2024. 129 Min. Von Ron Howard. Mit Jude Law, Daniel Brühl, Sidney Sweeney.
Source:: Kurier.at – Kultur