
SpongeBob ist über Nacht eine halbe Muschel gewachsen. Nun ist er 36 Muscheln groß und darf erstmals mit der Achterbahn fahren. Aufgeregt tigert er mit seinem besten Freund Patrick Richtung Rummelplatz – nur um dann vor Angst schlotternd in die Krosse Krabbe zu Mr. Krabs zurückzukehren. Dort muss er zugeben: „Ich bin eben doch nur ein Seifenblasen-pustendes Baby-Bubi.“
Seit 1999 grundelt der gelbe Schwamm auf dem Meeresgrund in Bikini Bottom herum. Eine immens große Anhängerschaft hält dem anarchischen Nickelodeon-Star auch jenseits ihrer eigenen Kindertage die Treue. Bis heute teilen Millennials begeistert ihre SpongeBob-Memes und sorgen für eine stete Fangemeinde über alle Altersstufen hinweg. Und nachdem das letzte SpongeBob-Abenteuer „Eine schwammtastische Rettung“ im Jahr 2020 aufgrund von Corona direkt im Streamingdienst landete, wird es – apropos Fanservice – Zeit für ein neues, lärmendes Kinoabenteuer.
„SpongeBob: Piraten Ahoi!“ (ab Samstag im Kino) dreht sich hauptsächlich um die Anstrengung, dass SpongeBob endlich „ein großer Junge“ sein will. Trotzdem ist für die „großen Jungs“ (und Mädels) im Publikum nicht allzu viel dabei. Das magisch grüne Piratenabenteuer – „Schmerzlich willkommen in der Unterwelt!“ – richtet sich in erster Linie an die jüngeren Zuschauer.
Wie immer, so auch diesmal kämpft die deutsche Synchronisation mit der Übersetzung englischer Wortwitze. Das Problem beginnt bereits mit dem Begriff „Swashbuckle“, der im Deutschen etwas altbacken als „Haudegen“ mit allerhand polterndem Klabautermann-Schmäh daherkommt. SpongeBob will nämlich auch so ein „Haudegen-Zertifikat“ haben wie Mr. Krabs, der ihm damit angeberisch vor der Nase herumwedelt. Ehe er sich versieht, hat er den alten Piratenmythos des Fliegenden Holländers entfesselt und einen grün leuchtenden Geist heraufbeschworen. Dieser ist höchst erfreut, auf einen Einfaltspinsel wie SpongeBob zu treffen, denn nur ein naiv-kindliches Gemüt kann den 500 Jahre alten Fluch brechen. Tatsächlich aber wird seine Geduld auf eine harte Probe gestellt, wenn sich SpongeBob mit Patrick im „Seifenblasen pusten“ verliert oder idiotische Endlossätze bildet („Ewig? – „Ewig.“, „Ewigewig? – Ewigewig.“ , „Ewigewigewig?“ – „Ewigewigewig.“, und so weiter).
Eiweißallergie
SpongeBobs abenteuerliche Reise in die geisterhafte Unterwelt, gebaut im einfallsreichen 3-D-Computertrick und getaucht in farbschöne Neon-Grün-Gelb-Kontraste, ist gespickt mit Film- und Videospielreferenzen. Dem Horrorgenre am nächsten kommt wohl jene Sequenz, in der Mr. Krabs auf der Suche nach SpongeBob mit Thaddäus Tentakel in einem unheimlichen Baumarkt landet und plötzlich einer dreiköpfigen Möwe ins kalte Auge blickt. Zum Glück leidet diese an einer Eiweißallergie und muss ihren voreiligen Genuss von Schalentieren sehr bereuen.
Es bleibt also kinderfreundlich.
Im Realfilmteil von SpongeBob, der natürlich auch nicht fehlen darf, steht anstelle von David Hasselhoff diesmal Star-Wars-Veteran Mark Hamill als Fliegender Holländer auf dem Programmzettel.
In einer absichtlich amateurhaft gedrehten Trash-Beach-Szene am Strand von Santa Monica rekelt er sich nach 500 Jahren Tiefsee in einer bunten Hawaii-Hose in der Sonne. Im Achterbahn-Finale geht es dann noch einmal so richtig rund, ehe der Fliegende „Hollandaise“ seinen Abgang macht und SpongeBob endlich wieder der sein kann, der er am liebsten ist: ein Seifenblasen-pustendes Baby-Bubi.
Source:: Kurier.at – Kultur



