
Mitreißendes Häftlingsdrama um Insassen, die im Gefängnis Theater spielen. Colma Domingo wurde dafür oscarnominiert
Von Gabriele Flossmann
Für dieses berührende Drama über ein Theaterprojekt hinter Gittern bietet das reale Gefängnis Sing Sing, das dem Film auch den Titel gab, die teils recht beklemmende Kulisse. Überraschend klischeearm und vor allem deshalb sehr emotional wird von Häftlingen erzählt, die ein kunstorientiertes Rehabilitierungsprogramm als Chance nutzen. Sie spielen Theater, entdecken dadurch unbekannte kreative Seiten an sich und schöpfen wieder Mut und Hoffnung, der Spirale aus Gewalt und Asozialität zu entkommen.
Oder, wie es ein Teilnehmer ausdrückt: „Wir sind hier, um wieder Menschen zu werden. Und die Dinge zu genießen, die nicht Teil unserer Realität sind.“
Der Großteil der Besetzung besteht aus Laiendarstellern – ehemaligen Insassen, die an der Kunstoffensive teilgenommen haben und heute frei sind. Hauptdarsteller Colman Domingo brachte der Film eine Oscarnominierung ein: Nachdem der Vorhang gefallen und der Applaus verklungen ist, kehrt er als John „Divine G“ Whitfield wieder in seine Zelle im Hochsicherheitsgefängnis Sing Sing zurück.
Hier verbüßt er eine langjährige Haftstrafe wegen eines Mordes, den er – so erzählt er – nicht begangen hat. Das Häftlingstheater ist sein einziger Lichtblick im eintönigen und von stiller Verzweiflung geprägten Gefängnisalltag. Nur auf der Bühne gelingt es ihm, sich in ein Leben in Freiheit zu versetzen. Ohne hohe Mauern. Der Film basiert auf wahren Ereignissen und demonstriert eindrucksvoll, was Kunst alles kann.
INFO: USA 2023. 107 Min. Von Greg Kwedar. Mit Colman Domingo, Clarence Maclin, Paul Raci.
Source:: Kurier.at – Kultur