
Zahlreiche Oscar-Trophäen, einen Stern auf dem „Walk of Fame“ in Hollywood, und eine Auszeichnung für sein Lebenswerk am Rande der Berlinale 2019: Der Schweizer Filmproduzent Arthur Cohn wurde mit seinen Produktionen auch in Hollywood zur Legende. Mit 98 Jahren ist er jetzt in Jerusalem gestorben, wie enge Freunde unter Berufung auf die Familie berichten. Cohn war vor einigen Jahren aus Basel nach zu seinem Sohn nach Israel gezogen. Er war davor jahrzehntelang in Basel tätig.
Noch im vergangenen Jahr arbeitete er nach Angaben seines Sohnes an einem neuen Filmprojekt. Dort starb er, wie der Chefredakteur der jüdischen Zeitschrift Tachles, Yves Kugelmann, der dpa nach einem Gespräch mit Cohns Angehörigen sagte. Kugelmann war Anfang der Woche noch in Jerusalem, wie er berichtete, konnte Cohn aber nicht mehr persönlich treffen.
„Ein Mann mit Visionen und Kreativität“
Ein langjähriger Mitarbeiter von Cohn, Pierre Rothschild, verschickte per E-Mail eine Todesanzeige, die auch der dpa vorliegt. Er habe selbst mit Cohns Familie gesprochen, sagte er der dpa. In der Anzeige hieß es unter der Todesnachricht über Cohn: „Ein Mann mit Visionen und Kreativität, voller lebendiger Güte, ein Hüter Zions.“ DIe Beerdigung soll nach diesen Angaben am Samstagabend stattfinden und auf einem Youtube-Kanal live gestreamt werden.
Arthur Cohn arbeitete im vergangenen Jahr noch an der Verfilmung des Romans „Der wiedergefundene Freund“ von Fred Uhlman. Er hatte das Drehbuch nach Angaben seines Sohnes Emanuel, der Schauspieler ist, 2022 weitgehend fertiggestellt. Im Mai 2025, drei Monate nach dem 98. Geburtstag seines Vaters, sagte Emanuel Cohn der Deutschen Presse-Agentur, das Projekt sei „etwas ins Stocken geraten“, sei aber weiter in Arbeit.
Cohns Credo war Qualität statt Glamour. Er war befreundet mit Hollywood-Stars wie Al Pacino, Michael Douglas und Jodie Foster. Große Schauspielerinnen wie Faye Dunaway oder Liv Ullmann bewunderten öffentlich seinen Charme. In seinen Filmen gab er aber meist unbekannteren Schauspielern und Regisseuren den Vorzug.
„Weniger Spezialeffekte, Sex und Gewalt“
„Ich habe stets versucht, menschliches Kino zu kreieren und mich von der Emotionalität der Geschichte leiten zu lassen“, sagte Cohn nach der Auszeichnung in Berlin 2019 der Schweizer Zeitung „Blick“. „Ich wünsche dem heutigen Kino weniger Spezialeffekte, Sex und Gewalt, dafür mehr humanistische Werte.“
Cohn legte bei seinen Filmen Wert auf subtiles und poetisches Material. Paradebeispiel ist „Das etruskische Lächeln“ (2018) nach einem Roman von José Luis Sampedro, der bei der Berlinale begeistert gefeiert wurde. Es geht darin um einen kauzigen Schotten, der nach einem Leben auf einer entlegenen Insel aus Gesundheitsgründen zu seinem Sohn nach San Francisco zieht, zwar wenig mit dessen modernem Lebensstil anfangen kann, aber trotzdem wieder Lebensfreude findet.
Cohn behielt bei seinen Produktionen stets die Fäden vom Drehbuch bis zum endgültigen Schnitt in der Hand und produzierte meistens mit kleinem Budget. „Das etruskische Lächeln“ kostete zwölf Millionen Dollar. Das ist ein Bruchteil von dem, was Actionthriller kosten, die mit Budgets von mehr als 280 Millionen Dollar zu Buche schlagen können.
Sechs Oscars
Für drei Dokumentarfilme bekam Cohn als Produzent gemeinsam mit anderen Nominierten Oscar-Trophäen, darunter im Jahr 2000 für „Ein Tag im September“ über den Anschlag einer palästinensischen Terrororganisation auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen …read more
Source:: Kurier.at – Kultur



