„Der Krieg der Knöpfe“ an der Volksoper versprüht viel französischen Esprit.
Von Susanne Zobl
Wenn Sie auf der Wiener Währinger Straße Eltern mit ihren Kindern antreffen, die „Aux Champs-Élysées“ vor sich hinsummen, wundern Sie sich nicht. Das sind Besucher der aktuellen Familienproduktion „Der Krieg der Knöpfe“ in der Volksoper. Johanna Arrouas, normalerweise als Sopranistin zu erleben, verdichtete Louis Pergauds Kinderbuchklassiker „La Guerre de Boutons“ zu einem Stück bezaubernden Musiktheater.
Sie erzählt die Geschichte der beiden verfeindeten Dörfer Longeverne und Velrans in kurzweiligen 75 Minuten vor allem durch Chansons. Da kann sie aus dem Vollen schöpfen. Die populären Lieder von Georges Brassens, Jacques Brel, Yves Montand oder Francis Lai tragen die Geschichte von zwei verfeindeten Dörfern. Niemand weiß, woher die Aversion herrührt, die seit Generationen diese beiden Ortschaften entzweit. Ausgetragen wird sie von den Jüngsten, die sich regelmäßig im Wald wilde Schlachten liefern.
Jahr 1924
Die Bühne (Christof Hetzer), ein idyllischer Dorfplatz, führt ins Frankreich des Jahres 1924. Warum die Handlung ausgerechnet vor 100 Jahren angesiedelt ist, scheint eher beliebig, spielt aber keine Rolle. Auch nicht, dass der Roman für Kinder aus dem Jahr 1912 stammt oder, dass die meisten Chansons erst viel später entstanden sind, denn interpretiert werden sie auch von den Mitgliedern des Bühnenorchesters der Wiener Staatsoper (Akkordeon, Gitarre, Schlagzeug) lustvoll.
Doch es geht um mehr. Der Lehrer will den Kindern Werte wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit vermitteln. Die Eltern aber haben für die wirklichen Sorgen der Kids keine Zeit. In wenigen, knappen Szenen schafft es Arrouas, über die Zeiten gültige Themen begreifbar zu machen und auch noch subtil ein Plädoyer für Gleichberechtigung einfließen zu lassen. Im Kampf der Buben erstreiten sich die Mädchen eine entscheidende Rolle.
Chapeau
Gespielt wird famos. Chapeau vor den Kindern. Bedauerlich, dass in der Besetzungsliste auf konkrete Rollenzuschreibungen bei diesen jungen Talenten verzichtet wird. Jede und jeder einzelne verdient sich eine besondere Hervorhebung. Die Personenführung ist ausgezeichnet. Ein Zweikampf mit Baguettes ist nur eine der Pointen.
Die Rollen der Erwachsenen sind ideal besetzt. Dorfgendarm Joseph ist eine Glanzrolle für Florian Carove. Mit Verve spielt er die Schrullen des Ordnungshüters aus, der sich liebevoll um einen verletzten Hasen kümmert und sich vor Gespenstern ängstigt. Nicolaus Hag verkörpert Louis, den Lehrer, wie eine Gestalt aus dem Bilderbuch. Julia Koci zeigt Jeanne als Mutter, die hin und hergerissen ist zwischen ihrer Aufgabe, Geld zu verdienen und der Sorge um ihre Tochter. Peter Lesiak zeigt glaubwürdig einen überforderten Vater und wird wie alle Beteiligten bejubelt.
Source:: Kurier.at – Kultur