Der Filmemacher als Fotograf – noch bis 21. November in der Galerie Ostlicht.
David Schalko prägt seit mehr als 20 Jahren das österreichische Kulturgeschehen. Er schreibt Bücher und dreht Fernsehserien, zuletzt lief im Öffentlich-Rechtlichen seine sechsteilige Kafka-Biografie. Schalko ist der Erfinder von „Braunschlag“ und produziert mit seiner Filmfirma „Superfilm“ Formate wie „Willkommen Österreich“.
Da er damit immer noch nicht voll ausgelastet ist, schreibt er noch Romane und macht nun auch einen auf Fotograf. Einige seiner Bilder kann man nun bis 21. November in der Ausstellung „Geister“ in der Galerie Ostlicht (Absberggasse 27, 1100 Wien) sehen (Eröffnung: Samstag, 9.11., 18 Uhr). Ein Anlass, bei dem sich die Frage aufdrängt: Wann schläft Schalko eigentlich? Wann isst er? Und: Was kommt als Nächstes? Wird der 51-Jährige bald als Sänger einer Rockband auf der Bühne stehen? Eher nicht. „Und keine Angst, ich werde jetzt auch nicht zu malen beginnen“, gibt er am Telefon Entwarnung.
David Schalko
Zu sehen sind insgesamt 106 mit dem Smartphone gemachte Fotos, die eine „punkige Asphaltästhetik“ haben, wie Schalko sagt, und eines gemein haben: Sie erzählen eine Geschichte, auch wenn es auf demn ersten Blick nur x-beliebige Spritzer und Abdrücke auf der Straße sind: Eingetrocknete Urinspuren, die Hunde zahlreich an jedem Eck in der Stadt hinterlassen, kleine Kratzer an der Hausmauer, Risse in der Fassade.
Schalko sieht darin aber „Gespenster“, die sich auch erschrecken können“, eine „Fata Morgana“, Zitate aus Filmen, das, was andere nicht darin sehen. Unter einem Foto, auf dem ein nasser Fleck zu sehen ist, der wie Micky Maus aussieht, steht: „Es war die beste Entscheidung meines Lebens, in Disneyland zu kündigen.“ (Bild unten)
Mit dem Fotografieren hat er kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie begonnen. „Ich habe das nur für mich gemacht, wollte mit den Geistern auf der Straße kommunizieren, sie festhalten, verewigen, bevor sie wieder für immer verschwinden“, sagt Schalko über seine Obsession.
In diesen von ihm fotografierten „Flecken“ sieht Schalko dann unter anderem die „Heilige Jungfrau“, die die „Sünden der Welt saugt“. Oder er sieht darin bekannte Charaktere aus Filmen, manchmal inspirieren sie ihn zu Kurzgeschichten.
Dass aus seinem Hobby eine Ausstellung wurde, war nicht seine Idee, sondern die von Peter Coeln, der neben dem Westlicht auch das Ostlicht in der ehemaligen Ankerbrotfabrik in Favoriten betreibt. „Ich fand die Idee einer Ausstellung völlig übertrieben: Ich bin ja kein Fotograf. Der Peter hat aber nicht lockergelassen und schlussendlich ist es doch passiert.“ Wer sich einen echten Schalko nach Hause holen möchte, ist ab 700 Euro dabei.
INFO: David Schalko: „Geister“ in der Galerie Ostlicht, Absberggasse 27, 1100 Wien von 13. bis 21. November, mittwochs bis samstags von 12 bis 18 Uhr
Source:: Kurier.at – Kultur