Gernot Plass verabschiedet sich vom TAG: „Bleib cool, Lear!“

Kultur

Gernot Plass verabschiedet sich mit seiner Version von Shakespeares Drama vom TAG

Von Susanne Zobl 

Seit der Spielzeit 2013/14 leitet Gernot Plass, der auch Gründungsmitglied war, das TAG (Theater an der Gumpendorfer Straße) in Wien. Im Herbst übernimmt Sara Ostertag. Plass begeisterte sein Publikum über die Jahre mit seinen Shakespeare-Bearbeitungen.

Mit seiner Version von „König Lear“ nimmt er jetzt Abschied. Die Geschichte des Herrschers, der abdankt und sein Reich auf seine drei Töchter aufteilen will, verlegt Plass in eine unbestimmte Zeit. Die Figuren agieren wie Kapitalisten aus einer Streaming-Serie auf der weißen nur mit schwarzen Sesseln ausgestatteten Bühne (Alexandra Burgstaller).  An den Grundzügen der Handlung ändert Plass nichts. Die Töchter sollen dem Vater ihre Liebe erklären, bevor sie ihr Erbe kassieren. Goneril ringt sich mit Mühe ein paar Worte ab, beteuert, dass sie den Vater mehr liebe als ihren Schmuck, was mit „Ah sie liebt ihn mehr als ihren Klunker“ kommentiert wird. So geht’s weiter. Salopp im Ton.

Cordelia (Lisa Weidenmüller) ist eine trotzige Jugendliche, die ihrem Vater vorwirft, dass er sie als Kind stets allein gelassen hat, weil er ständig mit Kriegen oder Geschäften beschäftigt war. Der verliert die Fassung. Das „Bleib cool, Lear!“ hört er nicht. Plass braucht knappe zwei Stunden, bis am Ende alle tot sind. Da ist sogar noch Zeit für Einsprengsel. Etwa, wenn Regan Gloster (Georg Schubert) mit den Absätzen ihrer High Heels die Augen ausstechen lässt, tritt plötzlich ein Mann in Strickweste auf, zückt eine Pistole und will das verhindern. Denn: „Augenausstechen geht gar nicht, umbringen aber schon“ sagt er, stellt sich als Kritiker vor und wird erschossen.  Auch wenn man Shakespeares Sprache vermisst, sieht man dem Ensemble gern zu. Jens Claßen ist ein toller Lear, changiert genuin vom Business-King zum Verrückten. Michaela Kaspar zeigt Goneril als echtes Ekel. Stefan Lasko beeindruckt als Edgar. Emanuel Fellmer, Markus Hamele, Felix Rank, Lisa Schrammel, Rüdiger Hentzschel und Georg Schubert werden wie alle Beteiligten bejubelt.

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KURIER-Wertung: 4 von 5 Sternen

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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