
von Helmut Christian Mayer
„O Röschen rot, der Mensch liegt in höchster Not“: Mit Wärme erklang das Altsolo des „Urlicht“-Gesanges, begleitet von einem feierlichen Bläsersatz. Jasmin White lieh ihre raumgreifende, dunkle Stimme diesem vierten Satz, einem der berührendsten Momente der 2. Symphonie von Gustav Mahler. Aber auch sonst war die „Auferstehungssymphonie“ bei den Salzburger Osterfestspielen im Großen Festspielhaus von hoher Qualität.
Dafür sorgten Dirigent Esa-Pekka Salonen und das Finnische Radio-Symphonieorchester, das von Studierenden des Mozarteums zusätzlich unterstützt wurde. Seinem steten Drängen nach Durchhörbarkeit und Ausdruck, seinen klaren, fordernden Gesten wurde von den Musikerinnen und Musikern packend gefolgt.
Spannungstürme wurden aufgebaut und entluden sich in gewaltigen Klangkaskaden, wobei Salonen insgesamt und besonders im letzten Satz die Phrasen weidlich auskostete und zu langsameren Tempi neigte. Aber auch die berührende Innigkeit kam nicht zu kurz: Von weit weg riefen die Trompeten des Fernorchesters zum „großen Appell“. Dann tönte wie aus einer anderen Welt ein einsamer Vogelruf der Piccoloflöte herüber. In beinahe unhörbarem Misterioso intonierte hierauf der Chor des Bayerischen Rundfunks (Einstudierung: Howard Arman) vorerst a-cappella erstmalig die Klopstock-Ode „Aufersteh’n, ja aufersteh’n“.
Und dann schwang sich in Steigerungswellen gemeinsam mit beiden Gesangssolistinnen (glasklar der Sopran von Julie Roset) und dem Chor die Musik zu sphärischen Höhen und monumentalen Klängen ins mehrfache Fortissimo empor: Zweifellos eine der packendsten Stellen der gesamten Mahlerschen Symphonik, die niemanden kalt ließ. Jubel!
Source:: Kurier.at – Kultur