Greta Schödl: Die Künstlerin, die die Dinge beim Namen nennt

Kultur

Auf der Venedig-Biennale 2024 „wiederentdeckt“, gastiert das Werk von Greta Schödl nun bis 24. 4. in Wien

 „Red’s in ein Sackl“, sagt man in Wien, wenn (möglicherweise berechtigte) Beschwerden mangels Interesse auf unbestimmte Zeit zwischengelagert werden sollen. Man könnte Worte auch in einen Container verpacken, wie es die Künstlerin Greta Schödl tut: Im Schauraum der Institution Phileas am Wiener Opernring 17 wiederholt sich „parole“, das italienische Wort für „Worte“, auf einem Stoffband immer wieder. Das Band steckt wiederum in einem Blechkanister, der mit dem Wort für „Behälter“ („contenitore“) vollgeschrieben ist.

kunst-dokumentation.com / Manuel Carreon Lopez

Die Dinge und die Worte in Kontakt bringen, ihnen durch die eigene Handschrift Form und Fühlbarkeit geben: Das ist die Kunst der Greta Schödl – jener 1929 in Hollabrunn geborenen Künstlerin, die 1959 einen Italiener heiratete und von da an in Bologna lebte.

Als der Kurator Adriano Pedrosa Schödl im Vorjahr über Vermittlung der für Kunst-Export zuständigen Agentur Phileas in die Hauptausstellung der Venedig-Biennale integrierte, wurde die Künstlerin als eine von vielen „Fremden“ präsentiert – dabei ist sie in Italien durchaus arriviert. In den 1970ern war Schödl Teil der Bewegung „Poesia Visiva“ (Visuelle Poesie), auf der Venedig-Biennale 1978 nahm sie an einer viel beachteten Schau namens „Materialisierung der Sprache“ teil.

Die kleine, aber exakt kuratierte Präsentation in Wien erlaubt nun eigentlich eine bessere Fokussierung auf Schödls Werk als die Präsentation im Mahlstrom des venezianischen Arsenals. Gezeigt werden hier auch Fotos von Schödls Aktionen im öffentlichen Raum – etwa jener, als die Künstlerin 1978 auf der Piazza Maggiore in Bologna eine Schaufensterpuppe (mit dem Wort „manichino“ überzogen) präsentierte. Dass sie mit der Wahl ihrer Objekte auch das Häusliche auf den Kopf stellte und subtile feministische Botschaften sendete, legt u. a. ein Küchentuch („strofinaccio“) nahe.

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Foto: Giovanni BortolaniGewebe und Texte

Gleichwohl haben Schödls Objekte eine handwerkliche Schönheit, die aus dem gleichmäßigen Schriftbild, aber auch aus der Gewohnheit rührt, einzelne Buchstaben mit einem Tupfer Blattgold zu „veredeln“: Es entstehen gewebeartige Flächen und Objekte, die das Ornamentale mit dem streng Analytischen versöhnen.

Gerade in Wien, wo das Material Sprache so vielfältige Behandlung erfahren hat, fallen einem viele Geistesverwandte ein: Die Aufgabe, mögliche Verbindungslinien zu Ludwig Wittgenstein, Oswald Wiener und Gerhard Rühm, aber auch zu Ernst Jandl und Friederike Mayröcker zu zeichnen, überlässt die Schau allerdings der nächsten Generation. Bis 24. 4. Di–Fr 11–17 Uhr, Sa 11–15 Uhr, Eintritt frei. 

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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