
Das prominente Duo sorgte mit Werken von Mahler und Strauss im Musikverein für helle Begeisterung beim Publikum.
von Susanne Zobl
Wie viel mehr das Kunstlied sein kann, wenn es von echten Könnern und Kennern interpretiert wird, demonstrierten Diana Damrau und Jonas Kaufmann mit dem Pianisten Helmut Deutsch im Musikverein. Mit Liedern von Richard Strauss und Gustav Mahler besingen sie die Liebe, das Glück, Schmerz und Vergänglichkeit. Dabei führen sie in musikalische Mikro-Kosmen, wobei jeder für sich zu einer Art Miniatur-Oper wird.
Ungewöhnlich bereits der Beginn mit Strauss‘ „Zueignung“, ein Lied, das meist als Zugabe zu hören ist. Kaufmann lässt dieses mit seiner metallen timbrierten Tenorstimme, die er immer wieder, wie es der Text verlangt, dunkel färbt, atemberaubend schön strömen und intoniert mit wohldosiertem Espressivo. Nahtlos setzt Damrau mit „Nichts“ fort, bringt ihren Sopran zum Leuchten, kostet mit Lust die hohen Töne aus, überwältigt immer wieder mit ihrer fulminanten Koloraturkunst etwa beim fordernden „Amor“, op 68/5.
Überbordender Applaus
Den Applaus, der sich in diesen klug konzipierten Dialog aus Liedern drängt, kann Deutsch, der als einfühlsamer, wendiger, Partner am Klavier agiert, mit fließenden Übergängen meist in Schach halten. Anders beim Mahler-Block, den Damrau mit einer Auswahl aus „Des Knaben Wunderhorn“ brillant beginnt. So manche Textzeile kommentiert sie verschmitzt, lässt die Ironie spüren und betört auch hier mit ihren Koloraturen.
Jeder Superlativ griffe zu kurz, um Kaufmanns Interpretation der Rückert-Lieder zu beschrieben. Ein Höchstmaß an Sensibilität, Feinsinn in der Gestaltung, seine Art zu intonieren ist phänomenal. Ein sublimes Spiel mit vokalen Farben das „Liebst du um Schönheit“, etwa. Die Einzigartigkeit dieses Sängers manifestiert sich einmal mehr bei „Ich bin der Welt abhanden gekommen“. Er trägt jede Textzeile geradlinig, tiefinnig vor und fokussiert sich ganz auf deren Unerbittlichkeit.
Zum Finale dann ein beglückender Strauss-Block, animiert mit Verve vorgetragen. Bei „Ich schwebe“ agieren sie so, als würden sie zeigen wollen, dass man auch mit dem Kunstlied so gut unterhalten so kann wie mit dem anderen Strauss, Johann, dem Jubilar nämlich, zu dessen „Wiener Blut“ sie Walzer tanzen. Noch eine Zugabe und Ovationen!
Source:: Kurier.at – Kultur