Interview mit Matthew Rankin über „Universal Language“: Winnipeg oder Teheran?

Kultur

In seiner skurrilen Tragikomödie „Universal Language“ erzählt der kanadische Regisseur Matthew Rankin von wunderlichen Ereignissen in seiner Heimatstadt Winnipeg, die im Iran zu liegen scheint

In Winnipeg sieht es aus wie in Teheran. Der Name der Volksschule ist in arabischen Lettern angeschrieben, und die Kinder sprechen alle Farsi. Auch der Lehrer brüllt seine Schulklasse auf Persisch an.

Was ist geschehen? Wurde ganz Kanada von einem Mullah-Regime übernommen? Zwangsislamisiert? Der eigenen Sprache beraubt?

Nein, wir befinden uns in einer Dramedy des kanadischen Regisseurs Matthew Rankin, der seine Vorliebe für das iranische Kino mit dem lakonischen Humor eines Aki Kaurismäki verbindet.

Rankin erzählt seine skurrile Komödie „Universal Language“ (derzeit im Kino) in tragikomischen Episoden, die er ins leicht Absurde kippt: Zwei Kinder finden einen Geldschein auf dem Gehsteig, der allerdings so tief im Eis eingefroren ist, dass sie ihn nicht herauslösen können.

Ein Mann – gespielt von Matthew Rankin selbst – kehrt im Bus nach Winnipeg zurück, um seine alte Mutter zu besuchen. Unter den Mitfahrenden hockt auch ein gurgelnder Truthahn, sehr zum Ärger seiner Sitznachbarin. Bei der Mutter angekommen, findet er in ihrer Wohnung fremde Menschen vor, die ihn herzlich willkommen heißen.

Ein Touristenführer begleitet eine Besuchergruppe durch Winnipeg und zeigt ihnen – nichts. Liebevoll gruppiert er sie vor einem bräunlichen Gebäude im „beigen Bezirk“ und deutet auf die Fassade. „Haben hier berühmte Menschen gewohnt?“, will ein Tourist wissen. – „Nein“, so die logische Antwort.

Metafilms/Aziz Zoromba

Großer Fan des iranischen Kinos: Matthew Rankin

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„Das mache ich auch gerne“, sagt Regisseur Matthew Rankin heiter im KURIER-Gespräch: „Wenn ich Freunden in meiner Heimatstadt Winnipeg herumführe, zeige ich ihnen Orte, die banal und leicht absurd wirken, aber aus unerfindlichen Gründen eine Rolle in der Historie Winnipegs spielen. Diese Idee ist inspiriert von meinem Vater, der sich sein Leben lang hingebungsvoll mit der Geschichte der Stadt und ihren ungeliebten Plätzen befasst hat. Mir gefällt das, weil es mir gleichermaßen schön und absurd erscheint, an völlig leeren und unscheinbaren Orten Bedeutung zu finden.“

„Schön und absurd“ sei auch sein Film, führt Rankin weiter aus: „Ich wollte die Poetik des iranischen Kinos mit der surrealen Banalität von Winnipeg überblenden. Wir koexistieren alle in derselben Welt und sind miteinander verbunden. Deswegen habe ich auch die langweilige Architektur mit der gleichen spirituellen Hingabe gefilmt mit der Terrence Malick einen Sonnenuntergang filmen würde.“

Ein Film wie eine lange Umarmung

„Universal Language“ ist der zweite Langfilm von Matthew Rankin. Geboren 1980 in Winnipeg, katapultierte er sich 2019 mit seinem Debüt, der Satire „The Twentieth Century“ in die Aufmerksamkeit der cinephilen Weltöffentlichkeit. Als großer Fan des iranischen Kinos und Filmen wie „Wo ist das Haus meines Freundes?“ von Abbas Kiarostami oder Jafar Panahis „Der weiße Ballon“ träumte er als junger Mann davon, im Iran die Filmschule zu besuchen. „Das war sehr naiv von mir und hat nicht geklappt“, räumt er heute ein, „aber es hat mein Leben verändert – als Mensch und als Künstler. Seitdem befindet sich mein Leben in Dialog mit dem iranischen Kino.“

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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