Zwei echte Komödianten, die ihr Handwerk verstehen – und außerkünstlerische Umstände vergessen machen.
Von Susanne Zobl
Bravos, Jubel, herzlicher Applaus – das Publikum im Theater in der Josefstadt feierte nach der Premiere von „Sonny Boys“ zurecht zwei Komödianten, die ihr Handwerk vollkommen verstehen. Und das ist gut so. Denn außerkünstlerische Umstände, das Warten auf den Endbericht der Kanzlei Dorda über allfälliges Fehlverhalten von Direktor Herbert Föttinger, drohten die Premiere zu überschatten. Konnten sie aber nicht, denn da sind zwei Profis auf der Bühne, die nicht nur zwei Komödianten darstellen, die sind, was sie spielen.
Nach der Premiere sagte Föttinger, dass die Reaktion auf die Premiere seiner „Seele gut tut: „Ich wünsche Ihnen ein neues Jahr, in dem ein bisschen mehr Frieden auf der Welt ist, ganz viel Liebe, Glück und – Freundschaft.“
Der amerikanische Dramatiker Neil Simon hat mit seinem Stück über zwei betagte, kranke Schauspieler zwei Glanzrollen für echte Komödianten geschaffen, wie die Verfilmung 1975 mit Walter Matthau und Georg Burns zeigte. In Wien hatten die Größten dieses Duo verkörpert: Gert Voss mit Ignaz Kirchner, Harald Serafin mit Peter Weck, Otto Schenk mit Helmuth Lohner und auch Stermann und Grissemann.
In der Josefstadt brillieren nun Föttinger und Robert Meyer um die Wette. Regisseur Stephan Müller lässt sie agieren. Die Bühne (Sophie Lux, Sarah Smets-Bouloc), eine abgetakelte Suite, mit Lampen überladen, Küche hinter dem Vorhang und der Green-Room eines Fernsehstudios, wirken wie im Film. Die Pointen zünden, das Publikum geht mit. Man lacht und kämpft zugleich mit den Tränen, wenn dieses Duo seine alten Tage wieder aufleben lässt und den Doktorwitz spielt.
Meyer ist Meyer als grantelnder Willie Clark. Föttinger ist Föttinger als famos wütender Al Lewis. Präzise ist jede Geste, jedes Wort gesetzt. Sie lassen die Beklemmung spüren, die zwei ehemalige Bühnenpartner empfinden, die sich vor mehr als zehn Jahren unversöhnlich entzweit haben. Nach der Pause sind sie nicht mehr zu halten, ein fulminantes Feuerwerk an Emotionen, wenn Lewis seinen Clark besucht, der einen Herzinfarkt überstanden hat. Mit Frank Sinatras „My Way“ singen sie sich bewegend ihrer gemeinsamen Zukunft im Heim für pensionierte Schauspieler entgegen.
KURIER-Wertung: 5 Sterne
Source:: Kurier.at – Kultur