Marie Rötzer, designierte Direktorin des Theaters in der Josefstadt: „Diese Vorwürfe müssen sehr ernst genommen werden“ – Steht für „Theaterkunst innerhalb eines zeitgemäßen Wertekanons“.
Der für das Theater in der Josefstadt geforderte „Kulturwandel“ wird sicher in die Direktion von Herbert Föttingers Nachfolgerin Marie Rötzer, die im Herbst 2026 vom Landestheater Niederösterreich nach Wien wechselt, hineinreichen. Bereits vor Amtsantritt soll sie in Personalentscheidungen eingebunden werden, hieß es am Freitag im Endbericht zu Vorwürfen von sexueller oder struktureller Gewalt am Theater. Dazu beantwortete Rötzer der APA schriftlich einige Fragen. APA: Wurden Sie im Zuge der Erstellung des Untersuchungsberichts kontaktiert?Marie Rötzer: Ich bin vom Stiftungsrat darüber informiert worden, dass es eine Untersuchung gibt und über die Maßnahmen, die nun ergriffen werden.APA: Was sagen Sie dazu, dass Ihrem Geschäftsführer die Prokura bereits „ehestmöglich“ erteilt werden soll?Rötzer: Ich halte es für sinnvoll, wenn wir bereits so früh wie möglich Weichen für die Zukunft stellen für ein faires Miteinander. Ich selbst stehe bereits in meiner Vorbereitungszeit dafür ein, dass das Ensemble und alle Mitarbeiter*innen auf Augenhöhe und mit einem zeitgemäßen code of conduct mit mir zusammenarbeiten.APA: Sie sollen in alle Personalentscheidungen ab sofort eingebunden werden. Wie stehen Sie dazu?Rötzer: Es ist ein wichtiger Vorgang innerhalb eines Intendant*innenwechsels, dass Nachbesetzungen, die über den Beginn meiner Künstlerischen Direktion stattfinden, von mir und dem neuen kaufmännischen Geschäftsführer Stefan Mehrens mitentschieden werden.APA: Was sagen Sie grundsätzlich zu den zusammengefassten Vorwürfen, die ja nicht in Abrede gestellt werden?Rötzer: Diese Vorwürfe müssen sehr ernst genommen werden. Strukturelle Gewalt und Machtmissbrauch haben keinen Platz in künstlerischen Prozessen, genauso wenig wie hinter den Kulissen.APA: Welche Schritte wollen Sie mit Amtsantritt setzen?Rötzer: Ich werde wie in meiner bisherigen Theaterarbeit darauf achten, dass wir einen durchwegs wertschätzenden Umgang miteinander pflegen. Als Sprecherin der Intendant*innengruppe der Bundesländertheater haben wir bereits vor zwei Jahren einen Maßnahmenkatalog entwickelt, den wir per Pressemitteilung und auf unseren Webseiten veröffentlicht haben. Damit wollten wir zeigen, wie wichtig uns als Führungspersonen die Verantwortung ist, die wir gegenüber unseren Kolleg*innen haben. Der gemeinsam mit der Ensemblevertretung des Theaters in der Josefstadt neu erarbeitete code of conduct wird deshalb als Basis eines respektvollen Zusammenarbeitens für mich Priorität haben. Als nicht inszenierende oder schauspielende Intendantin sehe ich mich als Dienstleisterin des gesamten Hauses und als Ermöglicherin von künstlerischen Begegnungen. Ich werde mich deshalb besonders für eine Arbeitsatmosphäre einsetzen, in der jede*r angstfrei und entspannt arbeiten kann. Die Zeiten, in denen schlechtes Benehmen, Grenzüberschreitungen und Übergriffigkeiten mit Geniekult und Freiheit der Kunst entschuldigt wurden, sind vorbei. Ich bin der festen Überzeugung, dass große Theaterkunst innerhalb eines zeitgemäßen Wertekanons stattfinden kann. …read more
Source:: Kurier.at – Kultur