Kinder weisen Museen den Weg: Warum große Kunst das kleine Publikum schätzt

Kultur

In Institutionen, die sich an Kinder richten, ist die Begegnung mit Kunst auf Augenhöhe längst Realität. Auch Größen des Kunstbetriebs haben das erkannt

Ganz leise ist ein Klappern und Klimpern im Stiegenaufgang des Hauses zu hören, von dem man durch große Fenster und Holzbalken auf den St. Pöltener Schulring und die umliegenden Gebäude blickt. Das Geräusch gehört zu einem Video, in dem eine Schar Ameisen bunte Konfetti über einen Waldboden transportiert – ein Werk der Künstlerin Rivane Neuenschwander, das auf die erste Einzelschau der international vielfach ausgezeichneten Künstlerin in Österreich neugierig machen soll.

Die Idee, die Ausführung eines Kunstwerks zu einer gemeinsamen Anstrengung zu machen, kommt im Werk der Brasilianerin öfters vor – sie baut dabei auf einer Tradition auf, die in Südamerika auch politische Symbolik hat.

In St. Pölten aber geht es um Träume: In einem Workshop bat Neuenschwander Schulkinder, ihre Träume auf Polsterbezüge zu malen und zu zeichnen. Einige der Motive malte die Künstlerin auf Leinwände, die wiederum in der Art von Paravents und Kabinen zusammengestellt wurden und nun erweitert werden können: Mit Schattenspielen, ausgeschnittenen Silhouetten, farbigen Folien.

Max KropitzLabor für die Zukunft

Neuenschwanders „dream lab“ ist die erste große Ausstellung des Kinderkunstlabors, einer neuen Kulturinstitution, die vergangenen Juni eröffnete und mit dem Start des Schuljahres in ihre erste Vollbetrieb-Saison ging.

Doch die Schau ist auch ein Signal: Sie zeigt, dass Kinder als Publikum für Kunst zunehmend ernst genommen werden und dass auch seitens des etablierten Kunstbetriebs die Berührungsangst mit jungem Publikum schwindet.

  Michael Köhlmeier feiert Geburtstag - und zwar gar nicht politisch korrekt

Tatsächlich weisen Einrichtungen wie das Kinderkunstlabor den „erwachsenen“ Kunstinstitutionen in vielerlei Hinsicht den Weg: Barrierefreiheit und Niederschwelligkeit gehört bei ihnen zum Kern der Identität, während diese in der restlichen Museumswelt zwar oft beschworen, aber nur mühsam realisiert wird: Schuld daran sind teils technische und bauliche Gegebenheiten, oft aber auch schlicht althergebrachte Einstellungen.

Aus kunsthistorischer Sicht ist die Einbindung und Aktivierung des Publikums – der Begriff „Mitmachkunst“ hat für manche einen abfälligen Beigeschmack – längst etabliert. Der Theoretiker Allan Kaprow leitete aus den Riesengemälden von Jackson Pollock 1958 den Begriff des „Environments“ ab, der eine ganze Reihe von Werken inspirierte – in Österreich etwa das Hüpfburgartige „Riesenbillard“, das 1970 im 20er Haus (heute Belvedere 21) realisiert und 2019/’10 im mumok revitalisiert wurde.

Andere Räume

2023 zeigte das Haus der Kunst München in der Überblicksschau „Inside Other Spaces“, dass insbesondere Künstlerinnen aus Regionen abseits der westlichen Kulturzentren Bahnbrechendes in dieser Form leisteten – wohl auch, weil die Renommiergenres der Malerei und Bildhauerei weiter Männerdomänen blieben. Als Carsten Höller dann Rutschen auf diverse Museen baute, Olafur Eliasson Schattenspiele in Kunsthäusern installierte und Banksy mit dem „Dismaland“ einen dystopischen Spielplatz in Jerusalem realisierte, hielt das Spielerische auch in der Welt der Starkünstler Einzug.

Die Arbeit an der Basis blieb aber weiter außerhalb des Feuilleton-Radars – wie etwa das Zoom Kindermuseum in Wien, das heuer sein 30-jähriges Bestehen feiert.

Max Kropitz

Die Jubiläumssaison hat man schlicht unter das Motto „Kunst und Spiel“ gestellt und zwei renommierte Personen dafür gewonnen, Rauminstallationen schaffen: Alfredo Barsuglia baute im vorderen Teil die „Kinsel“ (kurz für Kinder-Insel), die ihr Publikum in eine Höhle, einen Schiffsbauch und eine …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

(Visited 1 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.