König als Biedermann – und die „grundbrummenden Signale“

Kultur

Burg-Schauspieler Dietmar König spielt den Biedermann im „Lehrstück ohne Lehre“ von Max Frisch – ab 24. Jänner in St. Pölten

Dietmar König steht gegenwärtig bloß in zwei Burg-Inszenierungen auf der Bühne, in „Der Raub der Sabinerinnen“ und in „Toto“. Das hat mit dem Direktionswechsel im vergangenen Herbst zu tun. Aber unterfordert fühlt sich der Hamburger, 1969 geboren, nicht. Zumal eine weitere Rolle fixiert ist. Dennoch hatte sich, wie er sagt, eine zeitliche „Lücke aufgetan“: Er konnte die Einladung, am Landestheater Niederösterreich den Unternehmer Gottlieb Liebermann zu verkörpern, annehmen. Und so spielt er ab 24. Jänner erstmals in St. Pölten.

Luiza Puiu

1992, nach dem Schauspielstudium, wurde er Ensemblemitglied des Thalia-Theaters in Hamburg. Dort lernte er seine spätere Frau, Alexandra Henkel, kennen. 1999 fragte Klaus Bachler als designierter Burgtheaterdirektor die beiden an – ohne zu wissen, dass sie ein Paar waren. „Aber weil wir ein kleines Kind und ein Baby hatten, wollten wir nichts überstürzen“, erzählt König. „Als Bachler 2002 zum zweiten Mal angefragt hat, haben wir zugesagt. Denn ein drittes Mal hätte er vielleicht nicht gefragt.“

Die Übersiedelung nach Wien haben sie zwar nicht bereut („das wäre ein zu scharfes Wort“), aber „wir haben uns schon gefragt, ob die Entscheidung tatsächlich so gut war. Denn wir waren ohne Familie, ohne soziale Anbindung hier. Es hat zwei, drei Jahre gedauert, bis wir die Stadt und das Theater verstanden haben.“ Gemeinsam überdauerten sie alle Direktionswechsel und Krisen. Und nun leben sie mit ihren drei Kindern gerne in Wien: „Ich fühle mich als Deutsch-Österreicher tatsächlich sehr, sehr wohl hier.“

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Staunen im Blick

Natürlich vermag Dietmar König auch in ernsten Rollen zu überzeugen. Aber wirklich beeindruckt er als Komödiant – zum Beispiel als umständlicher „Erklärbär“ in der „Edda“. Weil er eine gewisse Naivität, ein Staunen im Blick auszustrahlen vermag. Das ist ihm auch wichtig, „weil nicht gleich eine Bewertung mitschwingt, sondern die Figur über die Konsequenzen nachdenkt“. König scheint daher eine ideale Besetzung für den Gottlieb Biedermann zu sein, der zwei Hausierer ins Haus lässt – und dann staunt, was alles möglich ist.

„Biedermann und die Brandstifter“, ein „Lehrstück ohne Lehre“ von Max Frisch aus der Nachkriegszeit, wurde in den vergangenen Monaten mehrfach inszeniert – im Theater in der Josefstadt zum Beispiel und im Wiener Off-Theater. Einen eigenen Zugriff zu finden, sei daher gar nicht so einfach, „weil das Stück eine gewisse Hermetik und eine lineare Erzählstruktur hat“, erklärt Dietmar König. „Die Handlung ist ja durchaus absehbar, das Ende erwartbar: Die Brandstifter zünden das Haus an.“

Überwachungskamera

Aber Sláva Daubnerová, der Regisseurin, sei das mit Interventionen und Umstellungen gelungen. Unter anderem deshalb, weil sich bei Biedermanns nicht klassische Obdachlose einnisten, sondern ein junges Paar, ein Mann und eine Frau: „Das verändert schon einmal die Grundsituation – und sorgt für Irritation.“ In der Josefstadt wurde das Stück in die Länge gezogen, in St. Pölten hingegen wird die Originalfassung pur gespielt – ohne Pause in 90 Minuten. Die Gegenwart fließt sehr wohl ein, denn eine sich ständig drehende Kamera überwacht den Dachboden und das Geschehen dort. Tagespolitische Anspielungen gibt es aber nicht, sagt …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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