Das in Berlin entwickelte „Salon-Messeformat“ will in Wien Fuß fassen. Alleinstellungsmerkmal: Papierformate und moderate Preise
Während in den Auktionshäusern New Yorks Millionen für Gemälde, aber auch für eine Banane gezahlt wurden, eröffnete in Wien ein neues Event, das wie eine Antithese zum heißen, hochpreisigen High-End-Kunstmarkt wirkt: „Paper Positions“ ist eine kleinteilige Kunstmesse, die sich auf Werke auf Papier – Zeichnungen, Drucke, manchmal auch Fotografien – spezialisiert. Bis inklusive Sonntag (24. 11.) versammelt sie insgesamt 37 Aussteller – darunter bekannte Namen wie die Galerien Hilger, Charim oder Nächst St. Stephan aus Wien und die Galerie Frey und L.Art aus Salzburg, aber auch solche, die zuvor noch nie in Wien ausgestellt haben.
Die auf intime Betrachtungssituationen ausgelegte Kunst bietet Galerien die Möglichkeit, auch den „leiseren“ Künstlern, die sonst neben wuchtigen Werken untergehen, einen größeren Auftritt zu verschaffen, betont Heinrich Carstens, der das Format mit seinem Geschäftspartner Kristian Jarmuschek 2016 in Berlin begründet hatte, im KURIER-Gespräch. Für Kaufinteressierte sei das niedrige Preislevel – in Wien sind Werke ab 250 Euro zu haben – ein Anreiz, ins Kunstsammeln einzusteigen.
Clara Wenzel-TheilerKlein und fein
Tatsächlich nutzen die Aussteller den knappen Raum für schöne, kleine Präsentationen, der Gesamteindruck ist deutlich entspannter und familiärer als noch im September, als hier der überambitionierte Newcomer-Event „Particolare“ teure Großkunst präsentierte, oder als 2023, als die „Viennacontemporary“ hier eine große Messe in kleinen Räumen realisieren wollte. So rotiert die Galerie Krinzinger ihr Programm täglich (auf den Eröffnungstag mit Ulrike Lienbacher folgte am Freitag Christian Eisenberger). Als weitest angereister Aussteller präsentiert die Galerie SoSo aus Seoul fein ziselierte Zeichnungen (laut Aussendung war am Freitag bereits die Hälfte davon verkauft), die Galerie Hilger präsentiert Klassiker wie Christian Ludwig Attersee neben neuen Positionen, schöne Papierarbeiten von Otto Zitko (Galerie 422, Gmunden, 3.500 bis 8.950 Euro) stechen ebenso ins Auge wie Werke des Schon-lange-nicht-mehr Geheimtipps Stefan Zsaitsits (Galerie Sturm & Schober, 4400 €).
Mit dem Papier-Fokus und dem Salonformat grenze man sich von anderen Messen im notorisch vollen Wiener Kunstkalender ab, ist Co-Gründer Carstens überzeugt. Das Konzept, mit einer Stammgruppe von Galerien andere Städte zu „besuchen“, wolle auch niemandem Territorium abgraben. Lokale Galerien sollen jeweils die andere Hälfte der Aussteller bilden, erklärt Geschäftsführer Kristian Jarmuschek. Nach Ausgaben in Hamburg, Frankfurt, München und Basel sei die „Paper Positions“ nach Wien gekommen, um zu bleiben – 2025 wird sie allerdings nicht mehr im Kursalon, sondern im Semper-Depot stattfinden.
Source:: Kurier.at – Kultur