Kunstmesse Parallel Vienna: Beten, feiern und tätowieren

Kultur

Die Parallel Vienna startet morgen als „Kunstfestival“ im Otto Wagner Areal – mit ortsspezifischen Inspirationen, viel junger Kunst und einer Religionsgründung.

„Die Viren sollen krepieren, die Leichen sollen sich schleichen, die Erben sollen sterben …“ Mit dieser Litanei stimmte Lydia Haider Pressevertreter im Jugendstiltheater am Steinhof auf ihre Performance „Parallel Religion“ ein, die im Rahmen der alternativen Kunstmesse Parallel ebendort stattfindet – nur nicht am Freitag, den 13., sicherheitshalber. Skulpturen und Gemälde unterstützen diese Gründung einer neuen Religion – von einer Keule, die eine „Dornenkrone“ aus Kruzifix-Jesussen trägt, bis zu einem Bild mit der Aufschrift „Wer pudert gewinnt Sieg Heil“ und einem fröhlichen Garfield mit anderen Katzen. Im Raum dahinter haben Gelitin eine riesige Pizzaschnitte aus Textilien aufgestellt, durch die man von unten den Kopf stecken kann – zur Oliven- oder Champignonwerdung.

600 Kunstschaffende

Das Theater ist heuer erstmals Teil der Parallel. Die Kunstmesse ist zum zweiten Mal in der nun Otto Wagner Areal bezeichneten Location untergebracht. Das großräumige ehemalige Spitalsgelände eignet sich nicht nur mit seinen Grünflächen (Skulpturenpark, Loungemöbel) gut für das diesmal mit in den Abend reichenden Veranstaltungen und Gastronomie noch mehr als Kunstfestival angelegte Event. Zwei Pavillons (7 und 16) werden von Galerien und Künstlern bespielt – insgesamt zeigen rund 600 Kunstschaffende ihre Arbeiten. In der Industrieküche finden Performances und Partys statt.

Einige Arbeiten beziehen sich weitestgehend auf die Örtlichkeit. In einem der ehemaligen Krankenzimmer gehen Joseph Sakoilsky und Kata Oelschlägel 48 Stunden lang im Kreis und hinterlassen mit schwarz bemalten Füßen eine beklemmende Spur am Boden. Sophia Süßmilch nähert sich dem psychiatrischen Hintergrund humorvoll an, mit einer Serie kleiner Gemälde über Probleme. Zum Beispiel dem „Gattungsfremden Ananasproblem“, das bei ihr ein Monsterhase mit kleinen Hängebrüsten in seinem transparenten Bauch hat. 

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Unter die Haut

In einem anderen Zimmer, behängt mit weißen Gaze-Streifen, wird von der Gruppe OMARTE mit einem Reinigungsritual der ermordeten Kinder vom Spiegelgrund gedacht – und auf die naheliegende Gedenkstätte hingewiesen. Kunst zum Mitmachen bietet auch Irina Georgiewa: Sie hat einen Katalog aus Motiven ihrer Lieblingskunstwerke, über die sie einem gern mehr erzählt und auf Wunsch auch tätowiert.

Weitere Themen der ausgestellten Arbeiten sind Klimawandel und generell Natur, Postkolonialisierung, Konsumkritik, Sexualität und Feminismus. Viele junge Positionen, nicht wenige auch mit einer Portion Humor, sind bis Sonntag auf der Baumgartner Höhe zu entdecken. Wem das noch nicht reicht: Erstmals gibt es auch ein Kombiticket mit der Viennacontemporary.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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