Die Regisseurin bringt am 14. Februar in Berlin ihr Stück „Weiße Witwe“ zur Uraufführung: Es spielt 2666 im islamischen Staat Europa
Für die Regisseurin Kurdwin Ayub waren die letzten Tage des alten Jahres aufregend. Beim glamourösen „Red Sea“-Filmfestival im saudi-arabischen Jeddah erlebte sie, wie seltsam es sich anfühlt, Teil einer schillernden Kulturblase zu sein. Kurz darauf startete sie an der Volksbühne Berlin die Proben zu ihrem ersten Theaterstück „Weiße Witwe“. Uraufführung ist am 14. Februar.
Beim Telefoninterview mit der APA, das sie aus ihrem Hotel in Jeddah führte, war die Vertreibung des Assad-Regimes in Syrien erst wenige Tage alt. „Ich verfolge das auf eine sehr emotionale Weise. Meine Eltern und ich kommen aus dem kurdischen Teil des Irak. Meine Mutter ist in Bagdad aufgewachsen, mein Vater im Norden des Irak, sie haben sich beide in Mossul kennengelernt. Die Geschichte von Regimen und Kriegen ist noch immer in uns“, erzählt die 1990 im nordirakischen Dohuk Geborene, die als Kleinkind mit ihren Eltern nach Österreich kam. „Ich erinnere mich, wie meine Eltern die Nachrichten verfolgten, als Saddam Hussein gestürzt wurde. Die Freude, dass endlich der Diktator gestürzt wurde, war dieselbe. Der Irak ist allerdings heute ein Failed State, eine einzige Katastrophe, und es ist nun die Befürchtung, dass es in Syrien ähnlich wird.“
„Ich bin vor dem Fernseher aufgewachsen“
Wie im Irak scheinen auch heute in Syrien die Kurden besonders stark unter Druck zu geraten. „Ich weiß auch nicht, was die Welt so gegen Kurden hat“, rätselt Kurdwin Ayub, die sich in ihrem ersten Langfilm „Paradies! Paradies!“ 2016 mit ihrem Herkunftsland beschäftigte und ihren Vater bei einer Rückkehr in die einstige Heimat begleitete. Ihr Fremdheitsgefühl war unter ihren kurdischen Verwandten noch größer als anfänglich in Wien. „Weil ich Wienerisch rede, glauben die Leute, ich bin eine von ihnen. Das ist immer eine weirde Situation, wenn ich erklären muss: Ich bin vor dem Fernseher aufgewachsen, deswegen rede ich so. Ich durfte trotzdem nicht raus.“
Die überbehütete Ärztetochter hat es trotzdem geschafft. „Man hat mir immer gesagt, ich muss das brave Mädchen sein. Dagegen musste ich rebellieren. Ich wollte nie brav sein.“ Ihren Startnachteil zu kompensieren, sei nicht leicht gewesen. Der „Fetzen“ bei der Deutsch-Matura brachte sie aber nicht auf das Abstellgleis, sondern auf die Überholspur. „Vielleicht ist es wegen der ganzen Kriege, vielleicht wegen der Gene meiner Eltern, aber ich kann sofort in einen anderen Modus umschalten: Wir müssen halt was anderes probieren!“
„Sonne“, „Mond“ und „Sterne“
Kurdwin Ayub studierte Malerei, experimentellen Animationsfilm und performative Kunst. Ihre originäre künstlerische Ausdrucksform fand sie aber im Film. Ihre Spielfilme „Sonne“ (2022) und „Mond“ (2024) waren internationale Festivalerfolge, ihr nächster Film „Sterne“ soll 2026 gedreht werden. „Wir haben das Green Light für Projektentwicklung und Casting. Nach dem Theaterstück hau‘ ich mich aufs Casting und versuche einen amerikanischen Star und arabische Stars dafür zu finden.“
Im neuen Film geht es um eine junge US-Reporterin im Irak, die beim Angriff des IS zwischen die Fronten gerät. In „Sonne“ erzählte sie von drei Wiener Freundinnen, die mit ihren Handys ein Burka-Musikvideo drehen und damit heftige Integrations- und …read more
Source:: Kurier.at – Kultur