Lena Dunham („Girls“) im Interview: Auf die Stimme der Oma hören

Kultur

Lena Dunham („Girls“) über ihre Rolle in „Treasure“, wo sie mit ihrem Vater, einem Holocaust-Überlebenden, nach Auschwitz fährt

Von Elisabeth Sereda

Es ist ihre erste Hauptrolle seit der megaerfolgreichen TV-Serie „Girls“, die 2017 endete. Die siebenjährige Karenz –   Dunham bekam eine Tochter – wurde durch zwei Filme unterbrochen, bei denen sie Regie führte und produzierte – „Sharp Stick“ und „Catherine Called Birdie“. Vor die Kamera trat Lena Dunham, 38, aber lange nicht, kaufte stattdessen ein Haus in New Orleans und lebt nun in London mit ihrem Musiker-Ehemann Luis Felber.

Das Filmprojekt „Treasure – Familie ist ein fremdes Land“ (derzeit im Kino) hatte es ihr jedoch angetan. Die Rolle der neurotischen Ruth, die 1991 mit ihrem Vater Edek nach Polen reist, um Ahnenforschung zu betreiben, war ihr auf den Leib geschrieben. Edek, der als einziger der Familie den Holocaust überlebt hat, macht es ihr nicht leicht. Traumabewältigung ist nicht seine Sache.

Adaptiert von Lily Bretts  Roman „Too Many Men“ (2000), ist „Treasure“ dennoch eine Tragikomödie.

 Die deutsche Regisseurin Julia Heinz wollte Sie unbedingt engagieren, weil sie Sie auf Instagram so lustig fand. Was hat Sie an dem Film gereizt?

Er hat mich daran erinnert, warum ich mich überhaupt in die Schauspielerei verliebt habe. Als Julia darauf bestand, dass ich die richtige Person sei, hat mich das sehr berührt. Ich nehme es nicht als selbstverständlich hin, ein solches Angebot zu bekommen. Es war befreiend. Ich liebe Julias Arbeit wirklich, und als ich herausfand, dass sie Interesse hatte, dachte ich: „Oh, aber du könntest das Natalie Portman geben. Du könntest das einer Schauspielerin mit einem begabten und komplexen Spektrum geben.“ Das ist nicht unbedingt meine Selbstwahrnehmung.

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Sehen Sie sich nicht als Drama-Darstellerin?

Als Schauspielerin in Hollywood, die nicht unbedingt der Norm entspricht, musste ich oft interessante Rollen für mich selbst schreiben. Daher ist es selten, dass mir ein Drehbuch angeboten wird, das nicht die freche beste Freundin oder die verrückte Kollegin ist. Ich war begeistert von Julias vorherigem Film „Und morgen die ganze Welt“ und fühlte mich geehrt, dass sie dachte, ich könnte diese für sie so bedeutende Rolle einfangen. Sie ist mit osteuropäisch-jüdischen Großeltern aufgewachsen, und ich hatte das Gefühl, dass ihr Traum vielleicht nicht unbedingt war, mich in „Girls“ nackt zu sehen, sondern mir dabei zuzuschauen, wie ich etwas tiefer gehe.

Alamode Film/Lukasz Bak

Roadtrip durch Polen: „Treasure – Familie ist ein fremdes Land“

Haben Sie nicht auch selbst polnische Vorfahren? Wie war es, an den Originalorten zu drehen?

Die herausforderndsten Drehtage waren die, die wir in Auschwitz verbrachten – die Schwere des Drehs an diesem Ort und der Wunsch, etwas zu liefern, das dem Privileg würdig war. Aber  es war auch leicht für mich, meine Oma Dorothy zu hören, die im Alter von 96 Jahren gestorben ist, im letzten Jahr, in dem wir „Girls“ gedreht haben. Wenn ich sagte: „Oma, ich gehe dorthin“, konnte ich buchstäblich ihre Stimme hören, die sagte: „Warum willst du das machen?“ Sie war so dagegen, zurückzuschauen – ihr ganzes Leben drehte sich darum, dem Trauma zu entkommen, und in gewisser Weise handelte ich gegen jede Anweisung …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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