
Von Susanne Lintl
Die Freude Paolos hält sich in Grenzen, als plötzlich bei ihm in Italien ein 15-jähriges Mädchen namens Leona auftaucht. Leona, genannt Leo, ist seine Tochter, Frucht einer stürmischen Sommerliebe mit einer Berlinerin.
Das Mädchen will den Vater, der in ihrem Leben nie präsent war, kennenlernen und fährt zu ihm ohne Wissen ihrer Mutter. Paolo ist überrumpelt und überfordert – schließlich hat er sich hier in der Emilia Romagna sein eigenes Leben aufgebaut. „Paternal Leave – Drei Tage am Meer“ (derzeit im Kino), auf Deutsch „Vaterschaftsurlaub“, ist das Regiedebüt der deutschen Schauspielerin Alissa Jung, die bereits mit 16 auf der Bühne stand, später als Ärztin arbeitete und schließlich wieder zum Film zurückfand. Den Vater, Dreh- und Angelpunkt ihres Films, spielt ihr Mann, Luca Marinelli. Zusammen sind Jung und er, der arrivierte italienische Schauspieler, ein gutes Gespann.
Wie es so ist, als Paar zusammen zu arbeiten?
„Das war überhaupt kein Problem, im Gegenteil, es war eine schöne Erfahrung“, sagt Luca Marinelli: „Alissa ist die Person, zu der ich absolutes Vertrauen habe. Wir haben den gleichen Geschmack bei Kunst und bei Menschen, bei unserer Sicht auf die Welt. Ich habe ihr Drehbuch gelesen und war sofort drin in der Geschichte. Ich dachte, dieser Film-Mann möchte ich gerne sein.“
Gedreht wurde dieses „Kammerspiel im Freien“, wie Alissa Jung ihren Film ironisch bezeichnet, in der Emilia Romagna im Ort Marina Romea, im Sommer eine Touristenhochburg. „Wir haben außerhalb der Saison gedreht, wo alles leer war. Der Ort ist ein wichtiger Charakter im Film: Er zeigt diese andere Seite Italiens. Man denkt ja immer, Italien ist Sonne, Strand, Highlife, es ist immer was los. Aber da gibt es auch diese ruhige Seite. Die Ruhe, die Rauheit. Der Ort inspirierte uns, die Dünen, die einsame Bar. Es war wunderschön.“ Ganz Marina Romea habe ihnen geholfen. „Alle waren für uns da. Das wäre im Sommer nicht möglich gewesen.“
Vertrauen gewinnen
Wie kann man verlorene Zeit zurückholen? Wie Vertrauen, das nie aufgebaut wurde, gewinnen?
Mit diesen Fragen sehen sich Vater und Tochter, Paolo und Leo, plötzlich konfrontiert. Beide spüren, dass da eine Verbundenheit ist, müssen diese aber erst finden.
Marinelli taucht vollständig ein in die Rolle des zerrissenen Vaters: „Ja, die Rolle ist mir nahe gegangen. Jeder hat die Erfahrung, das Kind von jemandem zu sein. Vielleicht hat nicht jeder die Erfahrung, Vater oder Mutter zu sein, aber trotzdem können wir mitreden. Ich bin Stiefvater von Alissas Kindern, aber für mich ist das genau das Gleiche, wie wenn ich ihr leiblicher Vater wäre. Kinder geben dir die Möglichkeit, weiser zu werden. Weise wie ein alter Mann.“
Stadtkino Filmverleih
Luca Marinelli in „Paternal Leave – Drei Tage am Meer“.
Wäre es auch für ihn verlockend, Regie bei einem Kinofilm zu führen? – „Nein, ich bin Schauspieler. Ein Schauspieler, der eine Gruppe gebildet hat am Theater. Aber ein richtiger Regisseur, das bin ich nicht. Das ist eine andere Welt. Ich bin höchstens ein Schauspieler, der ein bisschen Regisseur spielt.“
13 Jahre lang war Marinelli in Film und Fernsehen tätig, nun hat er seine Freude am Theater, an seinen Anfängen, wieder gefunden: …read more
Source:: Kurier.at – Kultur



