Für die imposant besetzte „Symphonie der Tausend“ musste sogar die Bühne vergrößert werden.
Von Helmut Christian Mayer
Als „Symphonie der Tausend“ wurde das Werk von einem Veranstalter der triumphalen Uraufführung 1910 in München etwas reißerisch bezeichnet. Die Besetzungsanforderungen der 1906/07 entstandene 8. Symphonie von Gustav Mahler von zwei gemischten Chören, einem Knabenchor, acht Gesangssolisten und einem Riesenorchester inklusive Orgel sind aber auch enorm. Aus diesen Gründen wird das „Ausnahmewerk“ sehr selten aufgeführt.
Deshalb war es sehr ambitioniert, das vom Komponisten immer als sein „Opus summum“ betrachtetes Hauptwerk jetzt im ausverkauften Wiener Konzerthaus, wo man sogar die Bühne vergrößern musste, zu präsentieren.
Konzerthaus/Amar Mehemdinovic
„Veni, creator spiritus“: Mit diesem mittelalterlichen Pfingsthymnus, der Anrufung des Heiligen Geistes und einem einprägsamen, hymnischen Thema hebt der kürzere, erste Teil an. Hier waren besonders bei den homogen singenden Chören, dem Wiener Singverein (Einstudierung: Johannes Prinz), der Wiener Singakademie (Heinz Ferlesch) wie bei den Wiener Sängerknaben (Manuel Huber und Oliver Stech) gewaltige Klangmassen fast im Dauerforte zu hören, was durch Philippe Jordan am Pult der formidabel aufspielenden Wiener Symphoniker doch einer größeren Differenzierung bedurft hätte.
Konzerthaus/Amar Mehemdinovic
Wunderbar hingegen war der zweite Teil, der die Schlussszenen von Goethes „Faust“ verwendet, zu erleben. Er erklang reich an Nuancen, ja teils fast kammermusikalisch, wobei sich Chöre und der Orchesterapparat hochkonzentriert mehr als Mittel farblicher Vielfalt denn als Erzeuger von Monumentalwirkungen erwiesen.
Hier gelang allen Beteiligten eine reiche musikalische Erzählung, die große Fantasieräume eröffnete.
Konzerthaus/Amar MehemdinovicExquisit
Dazu gab es ein exquisites Solistenoktett mit den strahlenden Sopranen Elisabeth Teige, Johanni van Oostrum, Regula Mühlemann und den beiden biblischen Büßerinnen mit sonoren Altstimmen Tanja Ariane Baumgartner und Noa Beinart.
Ebenso mit Benjamin Bruns, der als Doctor Marianus mit herrlichem Tenor in großer Emphase die Himmelskönigin anrief, um gleich vor Entzücken ins wundersame Piano zu fallen, Christopher Maltman als Pater ecstaticus, der leidenschaftlich und sinnlich den „ewigen Wonnebrand“ besang, und Tareq Nazmi mit machtvollem Bass.
Um sich schließlich alle gemeinsam zur wohl gewaltigsten Schlussapotheose aller Mahler-Symphonien zu steigern („Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan!“) und das Publikum zu überwältigen.
Stehende Ovationen!
Source:: Kurier.at – Kultur