
„Data Lords“, ein Bigband-Projekt der Komponistin mit dem Oslo Jazz Ensemble, gastiert am 7. März im Wiener Konzerthaus
Im hochdramatischen Kopfkino tönt’s gespenstisch und klagend in „A World Lost“. Beim Track „Data Lords“ bäumt sich die Bigband auf der Reise in die dunkle, aufregende und mysteriöse digitale Welt zum kollektiven Wirbel auf. Aber neben ausdrucksstarken Sounds fehlen auch nicht Sehnsuchtsmelodien und pastorale Klanglandschaften, wie sie typisch sind für Maria Schneider.Die Amerikanerin hat wie vor ihr Duke Ellington, Stan Kenton und Gil Evans unsere Wahrnehmung davon verändert, wie eine Big Band klingen kann. Sie gastiert mit dem Oslo Jazz Ensemble am 7. März im Konzerthaus: Für „Data Lords“ wurde sie 2021 mit zwei Grammy Awards in den Kategorien „Best Large Jazz Ensemble Album“ und „Best Instrumental Composition“ (für das Stück „Sputnik“) ausgezeichnet sowie für den Pulitzer Prize nominiert.Vielfach ausgezeichnetSchon ihr Album „Concert in the Garden“ (2004) war ein musikalischer Reisebericht über reale und imaginäre Orte. Zur Klangfarbe und Atmosphäre des Orchesters kam und blieb als Ergänzung ein Akkordeon, das eine Art Weltmusik-Textur ins Spiel bringt.Auch ihr Opus magnum erzählt eine Geschichte aus zwei Welten zwischen zwei Extremen: den Kampf zwischen Technologie und Natur. „Das eine bringt den Kopf durcheinander, das andere klärt ihn. Das eine manipuliert unsere Gedanken, das andere gewährt uns Gedankenfreiheit.“ Disc eins ihres 9. Albums mit dem Untertitel „The Digital World“ handelt von „den dunklen Manifestationen des Internets“.Keine Freundin der Tech-BrosIhren Zorn über die Macht von Datenkonzernen wie Google und Facebook, Amazon & Co., die sich an Daten von Abermillionen Menschen bereichern und gleichzeitig jeder steuerlichen Verantwortung aus dem Wege gehen, die das Leben der Menschen und ihr Miteinander tiefgreifend manipulieren und verändern, artikuliert sie immer wieder in Interviews, Artikeln, Essays – und in „Data Lords“.„Die aggressive Musik ist einfach aus mir herausgekommen“, sagt die 64-Jährige. „Ich dachte, das fühlt sich jetzt an, wie von Daten überschwemmt zu werden. Und dann war da schon der Titel ,Data Lords‘ und der Gedanke, dass die künstliche Intelligenz uns alle zerstören wird. Danach hat es sogar Spaß gemacht, und es war befreiend und wie eine Art Alchemie, meine Wut in etwas Schönes und Lustiges aber auch Dunkles und Heftiges zu verwandeln.“Zuflucht in der NaturDas Projekt ist ein Musik gewordener Frontalangriff gegen den Missbrauch persönlicher Daten und ein Weckruf, dass ein von Naturnähe und menschlicher Verbundenheit bestimmtes Leben mit realen Gesprächen, Büchern, Poesie und Kunst immer mehr verloren geht.„Niemand kann leugnen, welche Auswirkungen die datenhungrige digitale Welt auf unser Leben hat. Da Big-Data-Unternehmen um unsere Aufmerksamkeit buhlen, weiß ich, dass ich nicht die Einzige bin, die darum kämpft, Raum zu finden, mit meiner ruhigeren Innenwelt, mit der Natur und den einfacheren Dingen des Lebens in Verbindung zu bleiben“, sagt die Kämpferin für den Urheberrechtsschutz und für eine faire Bezahlung von Musikern in Zeiten von Streaming-Diensten.Disc zwei, „Our Natural World“, deutlich optimistischer koloriert in Klang und Farbe, zeigt die Liebe der begeisterten Bird-Watcherin Maria Schneider zur Natur, hell und licht und schön: „Ich möchte, dass meine Musik Menschen bewegt, und nicht, dass die …read more
Source:: Kurier.at – Kultur