„Marie Antoinette“ und Co: Blaues Blut auf vielen Bühnen

Kultur

Wer, wenn nicht die Österreicher, wissen um die Rentabilität einer imperialen Vergangenheit. Der ganze Wiener Tourismus baut darauf auf. Und wer sich alle Schlösser, Sisikleider und Statuen angeschaut hat, dem wird zur Zerstreuung auch abends noch Themennahes geboten. Momentan ist die Auswahl besonders groß.

Mit viel Pomp zog erst vor wenigen Wochen „Maria Theresia“ im Ronacher ein – um dort eine aufgerüschte Female-Empowerment-Lektion in Musicalform zu geben. In einer bestenfalls kuriosen Mischung aus Disneyprinzessinnen-Missverständnis, flapsigem Umgang mit Geschichte und zeitgeistiger Umdeutung erzählt das Musiktheaterstück von einer Regentin, die Job, Weltpolitik und Kinder unter einen Hut bringt. Eine „Working Mum“ des 18. Jahrhunderts. Mit Neonlicht und Hiphop-Rhythmen. Und einem Kaiser im Swingerclub.

Bis zur Stahlschneide

Es ist aber durchaus ein Verdienst, zu versuchen, die bisher nicht als hip geltende Kaiserin Maria Theresia zu einer Figur der Popkultur zu machen. Denn da ist ihr ihre Tochter Marie Antoinette um einiges voraus.

Nicht erst seit Sofia Coppola Marie Antoinette im gleichnamigen Film in pudriges Leuchtpastell getaucht hat, ist die französische Königin mit dem unschönen Ende ein Liebling der Kunst. Derzeit ist eine Ausstellung im Londoner Victoria & Albert-Museum zu sehen, die sich unter anderem mit Marie Antoinettes Einfluss auf hedonistischen Lifestyle bis heute befasst.

Der US-Rapper Kanye West hat einmal seine mittlerweile Ex-Frau Kim Kardashian – Prominenz ohne tatsächliche Relevanz – als moderne Marie Antoinette bezeichnet. Dass sich Kultur und Unterhaltung so für die Königin interessieren, ist würdig und recht: Hielt sie doch selbst viel von Amüsement. Choreograf Thierry Malandain fasst zusammen: „Für sie, die das Theater liebte, fiel der Vorhang für die vergnügliche Komödie mit dem Klang einer Stahlschneide.“ Sein Ballett „Marie Antoinette“, das sich der Ehefrau von Ludwig XVI. und ihrem kurzen, aber intensiven Leben in Versailles widmet, feiert am Samstag in der Wiener Volksoper Premiere.

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Mit Haydn und Gluck

Thierry Malandain untermalt die getanzte Biografie – von der Hochzeit bis zum Fallbeil – mit Musik zweier Zeitgenossen Marie Antoinettes, Joseph Haydn und Christoph Willibald Gluck. Er konzentriert sich auf die Wandlung der einst beim Volk beliebten Monarchin, die schließlich zum Sinnbild des Hasses auf die Aristokratie wurde. Ein Symbol, das sie allein mit dem „Sollen sie doch Kuchen essen“-Sager für die Geschichtsschreibung bis heute geblieben ist.

Der wird auch zitiert in der Bühnensatire „Marie-Antoinette oder Kuchen für alle!“, eine Screwball-Komödie mit alternativer Geschichtsschreibung, in der Ludwig und seine Frau wegen bürokratischer Hürden immer noch auf die Guillotine warten.

Sechs Frauen von Heinrich

Marie Antoinette galt übrigens auch ein Musical von Sylvester Levay und Michael Kunze, in dem der Königin ein Bettlermädchen gegenübergestellt wurde. Das Stück reüssierte überwiegend im asiatischen Raum. Kunze und Levay sind hierzulande vor allem für eine andere Kaiserinnen-Eloge bekannt: „Elisabeth“. Die Frau von Franz Joseph I. hat zuletzt eine wahre Flut an Neudeutungen erlebt, von Marie Kreutzers „Corsage“ bis zur RTL-Serie „Sisi“. Für alle, die immer noch nicht übersättigt sind, hat das Burgtheater aktuell ein Juwel im Angebot. „Elisabeth!“ von Mareike Fallwickl mit einer furiosen Stefanie Reinsperger lässt Kritiker wie Publikum gleichermaßen jubeln. Tickets sind dementsprechend Mangelware.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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