Meyerhoff-Lesung: Scham und Bühne statt Schuld und Sühne

Kultur

Joachim Meyerhoff las im Burgtheater aus seinem neuen Roman

Joachim Meyerhoff ist wieder einmal da und Wien, so hatte es Dienstagabend den Anschein, will ihn am liebsten nie wieder weglassen. Der ehemalige Burgschauspieler präsentierte am Dienstag seinen neuen Roman an seinem früheren Arbeitsplatz.

„Man kann auch in die Höhe fallen“ erzählt von einem Mittfünfziger, der zu seiner 86-jährigen Mutter aufs Land zieht, um dort an einem Roman über das Theater mit dem Titel „Scham und Bühne“ (statt Schuld und Sühne) zu schreiben. In Wahrheit geht es um eine tiefe Lebenskrise, aus der er mit Hilfe seiner Mutter herausfinden will. Meyerhoff ist enorm erfolgreich mit seiner weitgehend autobiographischen Roman-Saga. Der Erfolg sei zu Beginn, 2015, nicht abzusehen gewesen, erzählte Meyerhoff dann im Laufe der Lesung. Vielleicht könne ja der Schauspieler den Text retten, habe man ihm vor dem Erscheinen des ersten Buches „Alle Toten fliegen hoch“ gesagt. Aus heutiger Sicht muss man sagen: Da hat sich jemand gewaltig geirrt. 2,8 Millionen Exemplare der Meyerhoff-Saga hat sein Verlag Kiepenheuer & Witsch bereits verkauft, und der neue Roman ist soeben erst erschienen. Dass der Schauspieler aber natürlich zum Erfolg des Autors beiträgt, wurde auch am Dienstag, bei dieser komplett uninszenierten Lesung, deutlich. Meyerhoff genügte ein kleines Tischchen am Bühnenrand. Einzige Requisite war sein Buch.

Ansonsten keine Musik, keine Effekte, keine Überraschungsgäste – ungleich zu früheren Lesungen. Schmal und unspektakulär saß er da, in Turnschuhen und im roten Sweatshirt. Er wirkte nicht wie der Star, der er ist, musste sich erst warm lesen. Das gelang nach wenigen Sätzen. Bewährte, aus anderen Romanen bekannte Zutaten waren unbekümmert Alkohol trinkende ältere Familienmitglieder und Kotzorgien aus dem fahrenden Auto. Das Publikum im ausverkauften Burgtheater zerkugelte sich bald vor Lachen und auch er selbst schien Freude an seinen tragisch-komischen Erzähl-Höhepunkten zu haben. Es ist einfach wunderbar, Joachim Meyerhoff dabei zuzuhören, was dieser großartige Schauspieler angeblich alles nicht kann. Gute zwei Stunden las Meyerhoff. Die Stimmung glich einem Happening, die Wiener lieben ihn. Der Abend war danach noch lange nicht zu Ende: Meyerhoff signierte und plauderte auf der Bühne mit den Fans, die Schlange der wartenden Fans reichte weit bis zum Ausgang.

  Kruder & Dorfmeister sollten in keiner Zahnarzt-Praxis fehlen

Ab 1. März spielt Meyerhoff wieder im Burgtheater. Aber nur als Gast.

 

 

…read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

(Visited 1 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.