Milliardenschlacht um Warner-Filmstudio wird zum Problem für Europas Fernsehen und Kinos

Kultur
BRITAIN-US-FILM-BOND

Wenn es in den USA rumpelt, erreichen die Schockwellen auch Europa. Das ist in der Politik so, in der Wirtschaft – und zuvorderst auch in den Medien.

Denn der Kauf des historischen Warner Bros. Discovery-Studios durch Netflix oder durch Paramount (der KURIER berichtete über das Bieterrennen) hat auch einiges mit der Lage des Privatfernsehens in Europa, genauer: im deutschsprachigen Raum zu tun. Die ist derzeit alles andere als rosig – und wird durch einen neuen Streamingkoloss noch schwieriger werden. Und auch die europäischen Kinos werden den Deal spüren – und müssen hoffen, dass Paramount sich durchsetzt, auch wenn das wiederum politische Begleittöne hat.

Thronjuwelen

Netflix, bereits jetzt der größte Streaminganbieter, will sich um mehr als 80 Milliarden Dollar den Content von Warner Bros. schnappen, darunter den Überhit „Game of Thrones“, aber auch vieles andere, das man kennt, aus der 102-jährigen Geschichte des Studios.

APA/AFP/JUSTIN TALLIS

Was Netflix nicht kaufen will: Die eigentlich zu Warner Discovery gehörenden TV-Sender, darunter der Nachrichtensender CNN. Gerade auf die wiederum hat es Paramount abgesehen – denn hier hat unter anderem Jared Kushner, Schwiegersohn von Donald Trump, die Finger im Spiel. Die Trumps lassen selten die Chance aus, wenn sie sich politischen Einfluss kaufen können. Sich das durchaus Trump-kritische CNN einnähen zu können, wäre für sie ein Riesengewinn abseits des finanziellen Nutzens. Denn der ist gering: Die Fernsehsender würden bei einem Netflix-Deal in eine eigene Firma ausgelagert werden, die laut Economist in Hollywood „ShitCo“ genannt wird (das braucht keine Übersetzung). Allein dadurch wird klar: Die Kaufbestrebungen von Netflix und Paramount sind Schachzüge an der Front im Krieg um die Streamingdominanz. Das Nicht-Streaming-Fernsehen ist kaum mehr als eine finanzielle Krot, die man mitfressen muss, oder Mittel zu einem anderen, politischen Zweck.

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Womit wir in Europa sind: Denn egal, wer das Warner-Rennen gewinnt, es wird ein Riese noch größer. Und dadurch werden, in Relation, die vermeintlichen europäischen Großplayer noch kleiner. Das wird zunehmend zu einem Problem.

Denn natürlich ist auch das europäische Privatfernsehen derzeit in der Umbruchphase weg vom programmgebundenen zum Streaming-TV: Schließlich muss dieses für die Werbeeinnahmen ein jüngeres Publikum ansprechen als die Öffentlich-Rechtlichen, und dieses schaut selbstverständlich online. ServusTV-Eigentümer Red Bull hat jüngst eine umfassende Umstrukturierung in diese Richtung angekündigt (und dabei gleich Jobs abgebaut). RTL kauft den deutschen Sky-Ableger wegen der Fußballrechte – aber vor allem auch wegen der Streaming-Abonnenten. Der deutsche Konzern ProSiebenSat.1, zu dem in Österreich Puls4 und die Streamingplattform Joyn gehören, wurde jüngst vom italienischen Berlusconi-Konzern übernommen. Beide, RTL und ProSieben, bauen haufenweise Stellen ab.

Das hat mit den schwächelnden Einnahmen am Werbemarkt zu tun. Und auch damit, dass die Sender nun in neue Konkurrenz treten: Wer im Streaming reüssieren will, konkurriert nun mal nicht mehr nur mit den vergleichsweise behäbigen Öffentlich-Rechtlichen, sondern plötzlich mit den milliardenschweren Angeboten von Netflix und Co. Und, in der wichtigen Zielgruppe der jungen Männer, insbesondere auch mit YouTube. Da ist ein deutscher, ein europäischer Riese rasch wieder ein Zwerg. Die Warner-Übernahme macht die finanziell heikle Situation der deutschsprachigen TV-Sender noch schwieriger: Auf dem Weg in die Zukunft steht immer riesigere Konkurrenz im …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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