Mit „Please, Save Yourself“ veröffentlicht die Singer-Songwriterin Mira Lu Kovacs ein neues Album, auf dem sie den Ausstieg aus dem „Pain Train“, der Abwärtsspirale, besingt.
Mira Lu Kovacs hat gelernt, Nein zu sagen, Grenzen zu setzen, besser auf sich aufzupassen: „Ohne den moralischen Zeigefinger erheben zu wollen, glaube ich, dass wir als Gesellschaft lernen müssen, wieder mehr Pausen zuzulassen. Es geht um mentale Gesundheit und die zunehmenden psychischen Belastungen, über die zum Glück immer mehr gesprochen wird“, sagt die Singer-Songwriterin im Gespräch.
Aber bei all den Herausforderungen, die das Leben täglich für einen parat hat, gilt es, nicht die Haltung zu verlieren – nur ja nicht hudeln, denn in der Ruhe liegt die Kraft. Eine Weisheit, der Mira Lu Kovacs ihr neues Album „Please, Save Yourself“ widmet. Wobei die in Wien lebende Niederösterreicherin das mit der Ruhe in den vergangenen Monaten selbst nicht allzu ernst genommen hat. Am Programm standen nämlich Auftritte und Kollaborationen mit Kollegen wie Clemens Wenger („Sad Songs to Cry To“), ein zweites Album mit My Ugly Clementine, Musik für eine Theaterinszenierung von Sara Ostertag.
Bitte
Dazwischen hatte die 36-Jährige noch Zeit, um ein neues Soloalbum aufzunehmen. War der Vorgänger „What Else Can Break“ (2021) ein „Überlebensalbum“, kann man das kürzlich veröffentlichte „Please, Save Yourself“ als Aufforderung verstehen: Pass besser auf dich auf! Dazu wird ein „Bitte“ gereicht – man will ja höflich bleiben. Im titelgebenden Lied heißt es dazu: „Please save yourself, I don’t know how / I would if I could, I think I have tried“ singt, nein, fleht Kovacs mit ihrer klaren, immer etwas fragil klingenden, aber ausdrucksstarken Stimme die Hörerinnen und Hörer an. Dazu werden auf der Akustikgitarre samtig-weiche wie heilvolle Melodien gezupft. Die Botschaft ist klar: Alles wird wieder gut – oder zumindest besser.
Aufgenommen und produziert hat sie die neun Songs auf „Please, Save Yourself“ mit Bassist und Langzeitfreund Manu Mayr. Dazu hat man sich noch die Dienste des Schlagzeugers Günther Paulitsch gesichert, der bei den Studio-Sessions aber eher eine ruhige Kugel geschoben hat, weil in den Liedern – was den Rhythmus betrifft – relativ wenig passiert. Und wenn einmal seine Schlagkünste gefragt waren, durfte er die Felle nur kitzeln, so wie das bei „Shut The F*** Up And Let Go“, dem Hit des Albums, der Fall ist. Darin geht es um Loslassen, ums Ballastabwerfen – einfach mal auf alle Alltagsverpflichtungen und Termine pfeifen. Dementsprechend gleichgültig schleppt sich Kovacs durch den Opener „Hard To Watch“.
„Disappear“ ist auf einer verträumten, sehnsuchtsvollen Melodie aufgebaut, die nach Chris Isaaks „Wicked Game“ klingt. Nach dem rein instrumental gehaltenen „Hoffnung Angst Angst Hoffnung“ fährt der „Pain Train“ durch. Aus diesem ist Mira Lu Kovacs längst ausgestiegen und spricht nun allen noch verbliebenen Fahrgästen Mut zu, fordert sie auf, den Zug so schnell wie möglich zu verlassen: „Babe – leave the pain train! Why would you take it? Love – leave the pain train! Why would you stay here?“
Leise
Die neuen Lieder verströmen trotz der schweren Inhalte eine gewisse Leichtigkeit. Die Welt ist eh schon überladen, laut und kompliziert genug. „Zu viele Instrumente, …read more
Source:: Kurier.at – Kultur