Mit dem großen Diktator gegen die Kleinbürger-Altnazis

Kultur

Der Oberösterreicher Stefko Hanushevsky, neu im Burg-Ensemble, brilliert im Akademietheater mit seinem furiosen Solo

Natürlich ist der eineinhalbstündige Abend, der am Samstag im Akademietheater bejubelt wurde, bis ins kleinste Detail durchgearbeitet. Und doch erweckt „Stefko Hanushevsky erzählt: Der große Diktator“ in der Regie von Rafael Sanchez den Anschein, als versuche sich der Schauspieler, neu im Burgensemble, eher unvorbereitet als Stand-up-Comedian und Pausenfüller. Nicht einmal der Mikrofonständer auf der lila ausgeschlagenen Kabarettbühne ist seiner Körpergröße angepasst.

Doch der „Little Big Man“ – so hieß ein grandioser Anti-Western mit Dustin Hoffman – steckt den Lapsus locker weg. Mit großem Enthusiasmus berichtet er über sein Erwachsenwerden (heute sagt man „Coming of Age“) in einer oberösterreichischen Kleinstadt namens Krähwinkel. Er zeigt Fotos von einst, die so klein sind, dass man im Publikum – Pech aber auch – nichts erkennen kann. Nun ist er, nach einer langen Tour durch Deutschland, in Wien gelandet. Und hofft, bis zur Frühpension bleiben zu können.

Absurdeste Geschichten

Ende der Darbietung. Es sind aber erst drei Minuten vergangen. Also nochmals von vorne – nun mit einem manifesten Autobus als Kulisse und Spielplatz (Bühne: Sebastian Bolz). Denn Hanushevsky, geboren 1980 in Linz, begleitete als 20-Jähriger US-Touristen durch Mitteleuropa. Bei der allerletzten dieser „Third Reich Tours“ kam es zu einem Reifenplatzer – just in einem Funkloch vor dem Berchtesgadener Bergpanorama. Um seine spendierfreudige Klientel bei Laune zu halten, tischt der Münchhausen, energiegeladen wie einst Danny Kaye, die absurdesten Geschichten auf – über seine Kindheit und die alten Nazis.

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Er macht Umwege und Schleifen, findet aber wieder zurück und imitiert nebenbei die vielen gespenstischen Typen aus Krähwinkel, die noch immer kriegstraumatisiert sind oder sich vor dem NS-Altar Görings Galauniform anlegen lassen.

Über weite Strecken ist das Solo, das vor zwei Jahren in Köln uraufgeführt und von Burgdirektor Stefan Bachmann übernommen wurde, beherztes Kabarett. Stefko Hanushevsky garniert es, sich geradezu überschlagend, mit Slapstick, Parodie und Pantomime. Er würdigt unter anderem Charlie Chaplin, gibt im grellen Scheinwerferlicht dessen Paraderolle als Diktator Hynkel, er singt „Amadeus“ von Falco – und täuschend echt „New York State of Mind“ von Billy Joel, weil sein gleichnamiger Held mit Niki Lauda im Cockpit nach Amerika fliegt.

Und so steht im Akademietheater ein wunderbarer Komödiant aus Österreich auf der Bühne, der einfach zu lang in Deutschland gelebt hat. Denn seine Figur will zum Beispiel etwas vom Kuchen „abhaben“. Da reißt es einen ein wenig.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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