Musiktheatertage Wien: Die Dämme brechen, innen und außen

Kultur

Die Musiktheatertage Wien lassen die Katastrophen unserer Zeit zur Kunst werden.

Von Susanne Zobl

Die Musiktheatertage Wien sind zu einer Institution abseits der großen Festivals geworden. In der aktuellen Ausgabe warten Thomas Desi und Georg Steker mit einem beachtlichen Programm auf.

Eröffnet wurde mit einem Gastspiel der ukrainischen Company Opera Aperta. Deren Produktion „Gaia-24. Opera del Mondo“ vereint denkwürdig die Katastrophen der Gegenwart, Krieg und die Auswirkungen des Klimawandels.

Klingt auf den ersten Blick irgendwie nach einem „Nicht schon wieder“. Nicht aber, wenn man diese Themen so präsentiert wie diese Truppe. Ausgehend von der Sprengung des Kachowka-Staudamms während der russischen Invasion wird mit wenigen Mitteln das Furchtbare auf die Bühne gebracht.

Gesamtkunstwerk

Das Beste, alle in diesem Ensemble können etwas, und zwar sehr viel. Die Komponisten Roman Grygoriv und Illia Razumeiko schaffen ein Gesamtkunstwerk aus einem mehrsprachigen Libretto, spartenübergreifender Musik, die von einem klassischen „Lacrimosa“ bis zu Hard-Rock-Rhythmen vieles genuin vereint, Tanzperformance, Schauspiel und Videoeinsprengsel.

Jede und jeder im Ensemble spielt ein Instrument und singt. Eindrücklich, wenn eine junge Darstellerin etwa plötzlich Hamlets Monolog anhebt. Wirklich ärgerlich, dass diese international akklamierte Produktion nur einmal gezeigt wird.

Die Fortsetzung im Theater am Werk führte in die jüngste Vergangenheit. Anke Retzlaff konzipierte aus Texten der Autorin Matin Soofipour Omam ihre „Dream Machine“.

Pandemiealbträume

Erzählt wird zu hypnotisierenden, elektronischen Klängen mit viel Schlagzeug von Albträumen, die durch die Pandemie ausgelöst wurden.

Für einen Höhepunkt sorgte die Pianistin und Performerin Clara Frühstück. In „Ohne Nacht. Kein Tag“ widmet sie sich, assistiert von Sylvi Kretzschmar und Samuel Schaab, der Schlaflosigkeit. Da wandert ein Piano über die Bühne, Geräusche von aufeinanderprallenden Löffeln, die auch gegen eine Wand geworfen werden, begleiten ihr eindrückliches, körperliches Spiel am Klavier.

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Das mutet an, als würde John Cage auf Dada treffen.

Bis 28. September widmet sich das Festival dem Klimawandel, im Reaktor lässt sich „Das Atmen der Ozeane“ erleben.

Zum Finale erkundet der Komponist Panayiotis Kokoras mit der Operomanija aus Litauen in „Urban Tale of a Hippo“ Naturlandschaften.

Susanne Zobl

Info zum weiteren Programm: mttw.at

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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