
Hatte Tschaikowski Syphilis? Das ist nicht das durchschnittliche Diskussionsthema in einem New Yorker Nachtclub. Echt schräg, findet das denn auch eine junge Dame an der Bar. „Naja, wir sind vom Ballett“, sagt dann einer aus der Gruppe, und damit ist auch schon einiges geklärt in der neuen Amazon-Serie „Etoile“.
Jack (Luke Kirby), Direktor des Metropolitan Ballet Theaters in New York, glaubt, mit dem Abend in der Disco seine Kollegin Genevieve (Charlotte Gainsbourg) vom Ballet National in Paris wieder losgeworden zu sein. Aber am nächsten Morgen ist sie immer noch da. Denn sie hat eine Mission: Mit einem besonderen Marketinggag – dem Tausch von einzelnen Stars – will sie beide Kompanien vor dem sicheren Niedergang retten. Jack will das eigentlich nicht, aber weil ihn allein die Kosten für die gravierten Sektgläser, die Abonnentinnen gern im Sechser-Set mitgehen lassen, in den Ruin treiben, macht er mit.
Sie einigen sich auf den Choreografen Tobias, der seine Kreationen gern mitten auf der Straßenkreuzung erdenkt und die einst aus der Pariser Ballettschule geflogene Mishi (die auch Tochter der Kulturministerin ist) als New Yorker Leihgabe. Und aus Paris kommt Cheyenne, eine Naturgewalt von Ballerina, die sich aber eigentlich als Ökokriegerin sieht. Mit der Betonung auf Kriegerin.
„Etoile“ stammt aus der Feder von Amy Sherman-Palladino und Daniel Sherman, bekannt von den „Gilmore Girls“ und „The Marvelous Mrs. Maisel“. Personal aus diesen Serien ist auch in „Etoile“ zu sehen: Luke Kirby war Lenny Bruce in „Mrs Maisel“, auch Michel aus dem „Gilmore Girls“-Dragonfly Inn ist zu Gast und sogar Kelly Bishop (Emily!). Man muss kein Ballettfan sein, um „Etoile“ lustig zu finden, aber wenn man grundsätzlich kulturaffin ist, wird man mehr Witze verstehen.
Humor gibt es genug in dieser Serie und absurde Details wie den Privatbetreuer für eine Ballerina, die eine Schwan-Massenkarambolage verursacht hat. So etwas ist typisch für das Autorenteam, das auch mit dieser Produktion nicht enttäuscht.
Source:: Kurier.at – Kultur