
Das Schöne an Weihnachtsfilmen ist ja, dass man sich immer so gut in die handelnden Personen und das realitätsnahe Geschehen hineinversetzen kann. Immer, wenn man wieder beauftragt wird, eine Champagnerfirma in Paris zu kaufen, und sich dann unabsichtlich in den Winzerdynastiesohn verliebt, zum Beispiel. Immer, wenn man als professionelle Weihnachtskeksbäckerin gekündigt wird und sich für einen dringend benötigten Job als Mann beziehungsweise Weihnachtsmann verkleidet und sich dann unabsichtlich in den Hotelier-Sohn verliebt, zum Beispiel. Immer, wenn man für ein Schlittenrennen nach Finnland muss und – naja. Passiert einem ja praktisch ständig.
Scherz. Aber es gibt einen aus der Riege der zahlreichen Adventverkürzer-Filme, die dieser Tage auf den Streamingdiensten erschienen sind, in dem eine tatsächlich anheimelnde Szene vorkommt. In der Amazon-Komödie „Oh.What.Fun.“ muss die gestresste Mutter Claire, gespielt von Michelle Pfeiffer, noch ein Last-Minute-Geschenk kaufen. Beim Anblick der langen Schlange an der Kassa sagt sie: „Da stellen wir uns nicht an“ und entscheidet sich beherzt für „Ich bezahl das nach den Feiertagen“, was übersetzt bedeutet: Ladendiebstahl. Wer noch nie insgeheim an so etwas gedacht hat in der gesteckt vollen Konsumeinrichtung, der werfe die erste Christbaumkugel.
Brillanten an Pudeln
Mit einem vollen Geschäft hat es auch Sophia in „Jingle Bell Heist – der große Weihnachtsraub“ zu tun. Der Unterschied ist, sie kann nicht genervt abrauschen, denn sie arbeitet da. Und das bedeutet in der Vorweihnachtszeit unter Umständen zwei Mal am Tag den Mageninhalt von Kindern, die sich bei Santa zu sehr aufgeregt haben, aufzuwischen. Wenn ihr die überspannten Londoner Maximalkapital-Kundinnen dann doch zu viel werden, dann weiß sie sich zu wehren. So ein Pudel kann doch eh nichts mit einem Brillanthalsband anfangen – und Sophia umso mehr. Denn ihre Mutter braucht dringend eine teure Krebsbehandlung. Weil Sophia deutlich geschickter, sprich unbemerkter, vorgeht als Michelle Pfeiffer, siehe oben, will ein Berufs-Safeknacker sie auf seine Seite ziehen – ja, genau: Wie das Leben so spielt. Ein paar blamierte Sicherheitsleute und einen sehr ungewöhnlichen DNA-Test später – und immerhin einen Soundtrack mit RunDMCs „Christmas in Hollis“ – ist die Mutter auch schon wieder gesund. Und die zwei Panzerknacker ein Paar.
Das sind Kate und Everett nicht mehr. Das Vorzeige-Ehepaar, um das sich der Netflix-Film „A merry little Ex-Mas“ dreht, hat sich zum Leidwesen des ganzen, arg nach „Gilmore Girls“-Stars Hollow riechenden Dorfs getrennt. Everett hat schon eine neue Freundin, aber eigentlich freut er sich am meisten, dass er nicht mehr nach den Regeln der Umweltschützerin Kate leben muss. Also zum Beispiel Zahnpasta von großen Konzernen kaufen darf und den Garten vollräumen mit leuchtendem Krimskrams. Kurz gesagt, ein fetter CO2-Fußabdruck, den kein Weihnachtself mehr wegzaubern kann. „A merry little Ex-Mas“ ist einer dieser Filme, deren Macher glauben, wenn die Handelnden ganz viel hysterisch lachen, dann ist er lustig. Stimmt nicht. Mit Alicia Silverstone ist aber immerhin eine tatsächlich berühmte Schauspielerin involviert.
Normalerweise nützen Streaming-Weihnachtsfilme ja eine andere Taktik, auch bekannt aus dem Zweitklassen-Katastrophenfilm. Da werden auch immer Schauspielerinnen und Schauspieler besetzt, die jemandem, der einem gerade nicht einfällt, wahnsinnig ähnlich sehen.
Ciao Kakao
Wie im Netflix-Film „My Secret Santa“: Taylor (sieht aus wie …read more
Source:: Kurier.at – Kultur



