Max Herre und Joy Denalane haben wieder ein gemeinsames Album aufgenommen. Es geht um Liebe, konstruktiven Streit und die Angst vor Konfrontation.
„Anstatt einander gleichgültig zu sein, streiten wir lieber und bleiben zusammen!“ Max Herre muss lächeln, als er die Beziehung zu seiner Frau Joy Denalane im Interview mit dem KURIER so griffig beschreibt. Gerade hat der Musiker, der mit der Hip-Hop-Band Freundeskreis berühmt wurde, mit der Soul- und Jazz-Sängerin das Album „Alles Liebe“ veröffentlicht. Wut und Verletzungen, die in der Beziehung vorkamen und dazu führten, dass sie sich die beiden 2007 für vier Jahre trennten, beschreiben sie in den 15 Duetten des Albums genauso wie die schönen Momente.
„Wir wollten nichts an unserer gemeinsamen Biografie beschönigen“, erklärt Herre. „Wir streiten viel, aber wir finden das produktiv. Viele können sich nicht vorstellen, dass Liebe auch im Streit passieren kann. Aber wir glauben, dass die Liebe eher in Gefahr ist, wenn man nicht mehr streitet und ein gleichgültiger Frieden Einzug hält.“
Harmonisch streiten
„Man darf sich nicht vorstellen, dass wir die ganze Zeit streiten“, ergänzt Denalane. „Aber wir schrecken nicht davor zurück, weil uns gewisse Sachen wichtig sind und wir unsere Beziehung nicht in der Basis in Gefahr sehen. Wenn wir streiten, geht es immer um eine bestimmte Sache und darum, dass wir um eine Lösung ringen.“
Die Zusammenarbeit für „Alles Liebe“ lief trotzdem harmonisch. Lange haben die beiden, die sich als Duo Max&Joy nennen, dafür Zeit gelassen, ein gemeinsames Album rauszubringen. Sie kamen zusammen, als Herre 1999 für den Song „Mit Dir“ eine Sängerin suchte. Das Paar bekam schnell zwei Kinder. Danach galt: Wenn der eine ein Album macht und auf Tour geht, ist der andere bei den Kindern. Jetzt sind die Söhne erwachsen, und Denalane und Herre zogen die Produktion des Albums einer auch angedachten gemeinsamen Weltreise vor.
Bei den Songs von „Alles Liebe“ war ihnen wichtig, „auch einzubringen, was Liebe in einer auseinanderdriftenden Gesellschaft bedeutet“. Dafür haben sie die Söhne und musikalische Wegbegleiter zu dem Thema befragt.
Empathie mit den Menschen
In dem Song „Mmina Tau“ zeichnen sie das Szenario einer Straßenschlacht. Herre rappt, dass er sich von der Angst vor der Konfrontation mit Andersdenkenden nicht einschüchtern lassen will. „Liebe kann man auch als Empathie mit den Mitmenschen beschreiben“, erklärt Herre. „So, dass man Räume schaffen kann, in denen man einander zuhört und die anderen Perspektiven anerkennt, die durch unterschiedliche Biografien und Traumata geprägt sind. Liebe kann auch sein, dass man dann trotzdem sagt, wir haben einen humanistischen Standpunkt, dass man es aushält, in diesen Räumen auch zu fechten, aber dabei solidarisch bleibt. Das ist in Zeiten wie diesen unsere Aufgabe: Menschen zu schützen und sie nicht preiszugeben, wenn sie angefeindet werden.“
Rassistische Anfeindungen
Damit spielt Herr speziell auf Rassismus an, der seiner Frau immer wieder entgegenschlägt. Die gebürtige Berlinerin entstammt der Ehe eines Südafrikaners mit einer Heidelbergerin.
„Die rassistischen Anfeindungen kommen in Wellen“, sagt sie. „Ich musste schon als Kind lernen, mich dagegen zu wehren. Nach dem Mauerfall kam noch eine Welle, als die neuen Bundesländer dazukamen. Das hat mich überrascht, weil die Leute damals auch so gewaltbereit …read more
Source:: Kurier.at – Kultur