Obdachlosigkeit ergibt einen Tanz im Rückwärtsgang

Kultur

Doris Uhlich zeigt mit „GAP“ im Tanzquartier Wien, wie sich Wohnungslosigkeit in den Körper einschreibt

von Silvia Kargl

Die Choreografin Doris Uhlich legt in ihren Stücken den Finger in so manche Wunden der Gesellschaft. Choreografie hat auch in ihrem neuen Stück „GAP“ im Tanzquartier Wien mit Haltung zu tun, mit der körperlichen Reaktion auf Lebensumstände, auf individuelle Schicksale, die beispielhaft für viele stehen. Es geht um Wohnen und um die Schwierigkeiten, leistbare Wohnungen zu finden.

Die sechs Darstellerinnen und Darsteller waren alle mit dem Verlust von Wohnräumen konfrontiert. Uhlich geht es um größtmögliche Authentizität, die bei so brisanten Themen wie Obdachlosigkeit für Betroffenheit im Publikum sorgt. Da fällt vor allem die Einsamkeit der Betroffenen auf, die Unruhe, die die Menschen durchdringt. Sie gehen vor und auffallend oft zurück, suchen nach möglichen Schlafplätzen. In kurzen Texten schildern sie, was sie in der Zeit ohne eigenen Wohnraum bedrückte. Sehr oft ist es die Ignoranz der an ihnen vorbei huschenden Mitmenschen, die wiederum keine Kenntnisse von ihrer Not haben. Sie geraten in einen Sog, der vor allem eine Richtung kennt: die nach unten.

Alexi PelekanosKeine Privatheit

Mit transparenten aufblasbaren Würfeln, Kegeln, Kugeln und Zylindern bringt Uhlich Objekte auf die Bühne. Sie stehen als Symbole für fehlenden Besitz, für Lasten, aber mit ihrer Durchsichtigkeit auch dafür, dass es für Menschen ohne eigene Wohnräume keine Privatheit gibt. Das schlägt sich auch auf die Sprache und auf Bewegungen nieder, beide wirken reduziert. GAP beschreibt die Lücken zwischen Außen- und Innenwänden, die immer wieder neu arrangiert werden.

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Doris Uhlich gibt Betroffenen, die zumeist in der Anonymität von Städten verschwinden, ein Gesicht: Jennifer (ihr Nachname wird nicht genannt), Regina Amer, Radoslav Balać, Liza Dimitrijevic, Lyubow-Anna Leitner und Gerhard Petrasek bringen ein mutiges Stück auf die Bühne.

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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